84
Wegte, gercichcn clem in flieser Hinsicht von Vasari nicht
vortheilhaft geschilderten Künstler zur besonderen Ehre, und
widerlegen sehr bestimmt (lie Sagen von clessen Geiz und
Habsucht. Uebrigens war (lie Brüderschaft der Disciplinati,
denen jenes Oratoriuln gehürte, nicht einmal im Stande, dem
Künstler jenes geringe Honorar auszuzahlen. Das geht aus
einem Vertrage vom 29. März 1507 hervor, worin ihm für
die noch restirenden 25 Gulden das Eigenthum eines Hauses
es muss ein dürftiges Häuskzhen gewesen sein von der
Brüderschaft abgetreten wird. Mezzanotte p. 117. Die
Briefe selbst sind abgedruckt ebd. App. 299 und 300,
PIETRO
PERUGINO
ISABELLA
GoNzAGA.
Florenz,
14. Juni 1505.
Erlauchte
und
Erhabene
Herrin !
Durch
den
11i6_1'
wesenden Giorgio, den Ew. Erh. Herrl. geschickt hat, habe
ich 61e achtzig Dukaten erhalten, welche Ihr mir als Lohn
des gegenwvärtigen Bildes versprochen habt. Ieh habe dabei
a11' den Fleiss angewendet, clen ich für nätlüg erachtete, um
Ew. Erh.Herr1. zufrieden zu stellen, so wie um meiner Ehre
genug zu thun, welche ich stets allem Vortheil vorangesetzt
habe. Und in Demuth bitte ich Gott um (lie Gnade, Ew.
Erh. Herrl. Wünschen entsprochen zu haben; denn Euch zu
rlienen und in Allem, Was ich nur vermag zu Gefallen zu
sein, ist mein grüsstes Bestreben, und so entbiete ich mich
denn auch Ew. Erh. Herrl. als guter Diener 11m1 Freund.
Das Bild habe ich in Tempera. gemalt, Weil es so auch
Messer Andrea Mante gna gethan hat, nach dem, wag mir
darüber beriehtet worden ist. Wenn ich noch etwas Anderes
für Ew. Erh. Herrl. thun kann, so bin ich dazu bereit 11m1
empfehle mich Ew. Herrl. in aller Ergebenheit. Christus
müge Euch im Glück erhalten!