DIE
SCHÖNE
GALATHEE.
III.
VENEDIG.
einem Freitag war die Übersiedlung in die Lagunen-
stadt vollzogen, den Ixarneval von Venedig an der Ur-
quelle zu feiern. Vergeblich hatte mich Marietta bei
allen vierzehn Nothelfern beschworen, doch noch einen Tag zu
warten, um rnir unsägliches Unglück zu sparen. Ich hatte sie
verlacht, wie sollte ich, der von den Göttern sichtlich ausge-
zeichnete Liebling, mich vor ihrem Zorn fürchten? Hatte doch
Galathee die Abreise gewünscht und ich, ihr willenloser Sklave,
beeilte mich ihren Befehlen zu gehorchen.
In einem prächtigen alten Palazzo, kaum vom Zahn der Zeit
berührt, schlugen wir unser Nest auf. Eine Eule {log kreischend
hinweg, als wir die Schwelle betraten. lVlarietta schüttelte be-
denklich ihr Haupt und fing an das allerscluvärzeste Unheil zu
prophezeien. Wir lachten die Abergläubische gründlich aus.
Unser Haus, d. h. eigentlich Galathee, wurde natürlich wieder
der Brennpunkt alles künstlerischen Lebens und weit her strömten
die Kunstkoryphäen um einen Sonnenblick aus ihren Rehaugen
zu erhalten. Der Karneval kam heran mit seinen tollen Spässen
und Schnurren. Galathee war in ihrem Lebensübermut ganz
ausgelassen, dass ich sie kaum zügeln konnte. Ein Maskenfest
in unserem Palazzo mit altvenetianischer Pracht zu feiern, wie
hätte ich es meiner Herzenskönigin abschlagen können. Das
übliche Motiv aller Künstlerkostflmfeste, die Ankunft der Ka-
tharina Cornaro, Königin von Cypern, in Venedig sollte dar-
gestellt werden. Galathee selbstverständlich als Königin, zum
Herrschen wie geschaffen, eignete sich mit ihrer wahrhaft fürst-
lichen Stirn, ihrem stolzen Sinn dazu wie keine andere. Die
Nebenrollen waren bald ausgeteilt und die Gondeln hatten zu
thun, alle die Nobili mit ihren Damen, in Spitzen und Brokat ge-