DIE
VERDIENSTE
DER
VANDALEN
UM
DIE
KUNST.
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erhaltung der verschiedenen Rassen und Volksstämme, vgl.
nur den Nationalitätenhader in Österreich-Ungarn so muss
auch die Kunst dies anerkennen und in ihren Werken gleichfalls
als echt national sich zeigen. Eine kosmopolitische Kunst mag
zwar in der Theorie etwas grossartiges sein, in der Praxis ist
sie eine verkümmerte Eintagsfliege.
Es ist oft gesagt worden die Könige und die Kirche hatten
leicht stilvoll bauen, da sie Geld und Arbeitskräfte genügend
zur Verfügung hatten. ja wenn nur unsere Bahnhöfe und Ka-
sernen nicht wären. Bei ihnen fehlte es doch wahrlich nicht an
Gelegenheit in voller Freiheit neue höchst interessante Probleme
zu lösen, zu zeigen welche Hoffnungen der Nachwelt aus unserer
künstlerischen Thätigkeit erblühen werden. Dass wir im Stande
sind, wenn nur etwas guter Wille vorhanden ist, auch bei be-
schränkteren Mitteln von der langweiligen Schablone abzu-
weichen und selbst strengeren ästhetischen Anforderungen zu
genügen, beweisen u. a. die modernen Postbauten. Im allge-
meinen aber überall dieselben Konglomerate von etwas griechi-
schem Tempel, geputzten norddeutschen Backsteinen, ägyptischen
Pyramiden, gusseisernen Renaissancesäulen, maurischen Bögen,
byzantinischen Kuppeln, gotischen Nasen mit italienischer Politur
übergossen. Miet- und Militärkasernen, Bahnhöfe, Schulhäuser,
so verschiedenen Zwecken sie auch dienen, gleichen sich unter-
einander wie Zwillingsschxxrestern, ihre Duodezenkel sind dann
die uniformen Cottages, die Schmerzenskinder unserer Bauge-
sellschaften. Alle zum Verwechseln ähnlich, da eben Pläne wie
Details aus der Universalmappe stammen. Von einer Individu-
alität keine Spur, was auch nach dem statutarischen Polizeiregu-
lativ höflichst verboten wäre. Alle Strassen zum Verwechseln
gleich, passend wie in Mannheim nur mit Buchstaben und Ziffern
benannt. So bringt es auch kein l-iaus mehr zu einem eignen
Namen, höchstens zu einer nachts matt erleuchteten Haus-