DIE
VERDIENSFE
DER
VANDALEN
UM
DIE
KUNST.
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Sten Naturlauten an bis zu der vollkommensten sprachlichen
Schöpfung wo man hat, dem Volapük. Die menschliche Sprache
ist ein Wunderwerk, aber vom Menschen auf Grund der Natur-
gesetze im Kampf ums Dasein durch Anpassung, Vererbung und
Auslese im Laufe der Jahrtausende mühselig selbst geschaffen.
Und ähnlich verhält es sich auch mit der Kunst. Auch diese
ist kein Geschenk, welches eines Tages fix und fertig die olym-
pischen Götter ihren geliebten Kindern als Spielpuppe oder zur
Erholung nach schweren Stunden überreicht hätten. Mühsam
hat sie sich der Mensch selbst in Jahrtausend langem Ringen ge-
bildet und fortgestaltet. Eine Tochter der Nachahmungssucht,
wenn ich mich so trivial ausdrücken darf, die der Mensch in
stärkerem und edlerem Grade von seinem angeblichen Urahnen
ererbt, war sie anfänglich blos rohe Nachbildung der Natur. Aus
dem Leben direkt hervorgegangen, steht sie naturgemäss auch
unter dem Einfluss aller das Leben beherrschenden und regie-
renden Faktoren. Der Selbsterhaltungstrieb und dessen Tochter
die Furcht vor dem Tode, und deren Tochter wieder die Religion
übten den meisten ilachhaltigsteim Einfluss auf die Entwicklung
der Kunst. Geringer wirkten auf sie ein das Wohnungsbedürfnis,
das nach Stillung der dringendsten Bedürfnisse beim Menschen
sofort auftretende Verlangen nach Luxus, der Wunsch sich an-
genehme sinnliche und geistige Eindrücke und Erholungen zu
verschaffen und schliesslich auch der Ehrgeiz und die Ruhmsucht.
Das Prinzip der natürlichen Auslese oder um es laoätischer
auszudrücken, die Liebe, der wir freilich im Grunde genommen
die ganze weibliche Putzsucht und die Modenarrheiten ver-
danken, war auch ein mächtiger Faktor in der Weiterentwicklung
der Kunst. Doch würde es zu weit führen, die Einwirkung jedes
einzelnen Motivs auf die Entstehung und Fortbildung der ver-
schiedenen Kunstformen nachzuweisen. Es genügt den einen
Satz festzuhalten: Die Kunst ist, trotzdem sie eine Himmels-