DIE
VERDIENSTE
'DER
VANDALEN
UM
DIE
KUNST.
Gepräge, sie sind sinnig, gemütvoll, phantasiereich aber in den
äussern Formen ungefügig, nachlässig unvollkommen. Besonders
in der Plastik zeigte der Oberbayer eine Frische des Humors,
eine Fülle der Symbolik und lebendiger Naturauffassung, und
trotzdem hatte er die Münchner Kunstakademie nicht besucht.
Der Zähigkeit des oberbayrischen Charakters entsprechend konnte
die von Italien eindringende neue Weise natürlich nur Schritt für
Schritt Fuss fassen. In Niederbayern zeichnen sich dagegen die
Bauwerke durch ihre Höhe und Schlankheit aus. Man möchte
fast meinen die niederbayrische Keckheit und Streitlust sei da
auch im Steinmetzen zum Durchbruch gekommen. Es liegt dem
Baumeister weniger an der Entfaltung eines feinen Geschmacks
und Schaffung reicher harmonischer Formen als um Kühnheit der
Konstruktion, um Dokumentierung einer unglaublichen Fertigkeit
in der Führung des Zirkels und lVleisels. Der trotzig stolze Zuruf
„machs nach wenn du kannst" klingt uns aus allen diesen Bau-
werken entgegen. Das bayrische Schwaben liegt mehr nach
Westen, so finden wir dort den französischen Chorkapellenkranz.
Die Kunstwerke haben das Gepräge des sinnigen gemütvoll-naiven,
des mehr Weichen als Kräftigen. Sie tragen eine gewisse Milde,
einen Reiz weiblicher Frömmigkeit an sich. So vermeiden die
Schwäbischen Maler alles Rohe und Gemeine wie alles Eckige
und Gebrochene im Faltenwurf, dagegen ist die Zeichnung etwas
verschwommen. Man könnte sagen, sie fassten ihre Aufgabe
etwas gemütlich auf. Wie nun die Schwaben ihren Kunstgebilden
ihre Gemütlichkeit eingehaucht haben, so haben nicht minder die
Franken die Wohlhabenheit von Land und Leuten zu beredtem
Ausdruck gebracht. Viel mag der vortreffliche überall im Fran-
kenlande vorhandene Sandstein, der für jede ornamentale Be-
handlung wie geschaffen erscheint, beigetragen haben, allein das
Glänzende, Prächtige und Reichverzierte in der fränkischen Kunst
hätte nicht die Entfaltung wie geschehen nehmen können, wenn