DIE
VERDIENSTE
DER
VANDALEN
DIE
KUNST
Ja sogar durch längst vergangene nationale Arbeiten suchen sich
die Völker zu legitimieren. Die Italiener wiederholen fortwährend
ihre Grossthaten der Kunst und des Gewerbes im Quattro- und
Cinquecento um ihre modernen Rechte als Nation zu bekräftigen.
Mehr noch als bei den Individuen ist für die Nationen der ori-
ginelle Beitrag zur menschlichen Kultur der Adelsbrief der Volks-
persönlichkeit. Überall die geistige Kultur diejenige Macht, die
die Völker konstituiert. Nicht das Schwert entscheidet und nicht
die Zahl der Stämme oder Ausdehnung des Landes sondern der
geistige Fond. Die Römer unterwarfen Griechenland mit dem
Schwerte und führten seine Einwohner nach Rom in die Sklaverei.
Die besiegten Griechen aber zwangen ihren Eroberern ihre Kultur
auf und unterjochten diese de facto. Die Römer hörten auf
Römer zu sein. weil ihre eigenartige Kultur einer fremden unterlag.
Die Völkerwanderung zeigt uns mehrfach ähnliche Erscheinungen.
Siegreiche Völkerstämme liessen sich unter einem besiegten
Kulturvolk nieder und gingen in demselben vollständig auf. Die
Sieger, nicht ihre Sklaven, verloren ihr Volkstum. Eine blos mit
der Faust überlegene Nation versin]
sie verschlungen.
Der Hauch des weissen Mannes,
Nation
als
spurlos
versinkt
hätte
Erde
die
welcher
die Indianerstämme
aussterben lässt, ist nichts anders als die Macht der überlegenen
Kultur über blos natürliche Anlagen zu einer Nation. Zur Ent-
stehung und Entwicklung einer Nation gehören Natur wie Geist,
das konstituierende Element aber ist der letztere, denn damit be-
gründet eine Nation ihre Grösse noch lange nicht, dass sie zufällig
einmal eine Schlacht gewinnt.
Auf dieser grossen iWahrheit beruht die kulturhistorische
Mission der Vandalen. Sie haben sich unsterbliche Verdienste um
die Kunst, wie um die gesamte abendländische Kultur erworben.
Das Grossartigste, was das Germanentum im Bunde mit der
Kirche hervorgebracht hat, ist die mittelalterliche Kunst. Die