Volltext: Kunstästhetische Sünden

PRAXIS. 
herrlich 
Rede 
reden 
lässt, 
treten 
Illlf 
bei 
ihr 
deutlich 
hervor. 
Schon vom philologischen Standpunkt aus muss ein Standbild, 
eine Statue stehen aber nicht sitzen oder gar liegen. In dieser 
sitzenden Bildsäule kann ich deshalb das Symbol der freien 
selbstbewussten Natur nicht erblicken. Trotz ihrer grossen Di- 
mensionen wird sie 
lich nicht erzielen. 
die bezweckte monumentale Wirkung sicher- 
XIII. 
So 
sehr 
ist 
anerkennenswert 
GS 
ich bin gewiss 
und 
der erste der dies thut  wenn ein junger Künstler sich an einem 
historischen Stoff versucht, so ist es doch nicht gerade originell 
ein Thema. nochmals zu behandeln, das geradezu ein Lieblings- 
motiv der und der Schule war. 
Ist 
dann 
der 
betreffende 
seiner 
Aufgabe 
nach 
Auffassung, 
Komposition und Ausführung absolut nicht gewachsen, 
der Tadel doppelt schwer ausfallen. 
IYILISS 
SO 
Hat nun das Unglückswurm von einem Künstler der guten 
Sitte folgend das vielgeliebte Weib des Potiphar und den 
keuschen Josef aus ihrer verdienten Grabesruhe geweckt, so 
könnte man ungefähr so fortfahren: Das Sujet bot Gelegenheit 
zu zwei schönen jugendlichen weniger oder gar nicht bekleideten 
Gestalten dar, lässt also an Dankbarkeit nichts zu Wünschen übrig. 
Um so weniger war eine solch trockene Behandlung zu erwarten. 
Wenn nun auch ein Franzose nicht ermangelt hätte die Suleika 
in echt pariser Weise aufzufassen. so hätte doch auch ein bier- 
ehrlicher Deutscher ihr einen etwas leichtem Anstrich geben 
müssen. Allein hier ist sie als schmächtige, spindeldürre Pappel 
mit lederner Gesichtsfarbe. semmelblonden Haaren, spitziger Nase 
und riesigem Faltenwurf (nämlich im Gesicht) aufgefasst. Durch 
diesen vollständigen Mangel jedweden körperlichen Reizes ist 
wohl das jähe Ausreissen Josefs psychologisch hinlänglich erklärt. 
Allein sie sieht mehr befriedigt auf den Mantel als in ihrem Stolz 
gekränkt auf den rätselhaften Spröden, der in seiner Verzweiflung
	        
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