ÜBER
MODERNE
KUN STKRITIK
kann. Und dabei ist die ganze Kollektion von 286 Skizzen, die
Sie hier sehen, unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen
und oft unter steter Lebensgefahr in kaum zwei Monaten auf-
genommen worden zwischen Krokodilen und Eisbären, Anthro-
pophagen und Karolineninsulanern. Sie stammen von dem auch
als Konzertbildhauer berühmten Spezialartisten der New New-
lllustrated New York News Mr. Colourwater und hatten nur den
Zweck die Farbe der verschiedensten Landschaften festzuhalten,
die die internationale Expedition zur Einfädelung neuer Handels-
anknüpfungen mit dem Kongostaate berührte.
Daher sehen wir denn auch nur Farbe und nichts als Farbe,
da für die eigentliche Zeichnung nach dem amerikanischen
Prinzip der ausgedehntesten Arbeitsteilung ein Spezialphoto-
graph angestellt war. So vereinigen sich Kunst und Kunstge-
werbe in Franz Josephs Land wie in Anna Bequema.
Xll. Mit dem Thonmodell fängt jedes plastische Kunstwerk
bekanntlich an. Die formlose, weiche Thonmasse erhält unter
des Künstlers Händen mehr und mehr feste bestimmte Gestaltung.
Dem geistlosen Gestein wird Seele eingehaucht. Das vollendete
Thonmodell lebt. Das Material jedoch zwingt, es durch den
kalten, starren Gipsabguss zu ersetzen. Es stirbt bis es in der
Ausführung in Marmor seine Auferstehung feiert. Der Künstler
hat daher sehr wohlgethan, dass er meinem heimlichen Rippen-
stoss gefolgt ist und nunmehr die Marmorstatue ausgestellt hat.
Allein doch noch kann ich mich nicht für ganz befriedigt erklären
und zwar aus ästhetischen Gründen.
Der Mensch trägt im Gegensatz zum Tier sein Haupt hoch
und aufrecht, er ist der Beherrscher der gesamten Schöpfung.
Die natürlichste Darstellung der menschlichen Figur ist daher
die gerade, aufgerichtete Gestalt. Die charakteristischen Linien,
der gewichtige Unterschied zwischen Spielbein und Standbein,
über den sich unter Einflechtung von anatomischen Schlagworten