Volltext: Kunstästhetische Sünden

ÜBER 
MODERNE 
KUNSTKRITIK. 
gemalt, lässt sich einem Sekunda- oder Tertiamalen auch nicht 
gegenüberstellen, sondern bedeutet einfach ein nicht untermaltes 
Bild. Um das zu beurteilen muss man aber eine blasse Ahnung 
von der Technik der Ölmalerei haben, was ja ein wahrer Kunst- 
kritiker nicht nötig hat. 
 Dadurch, dass man einem Künstler direkt oder indirekt zum 
Verkauf eines Bildes verhilft oder wohl gar einige alte Schinken 
abkauft, gelangt man in den schmeichelhaften Ruf eines wirk- 
lichen Kunstmäcens. Die echten freilich, die sich ihr Kunst- 
verständnis durch x-fache Millionen verdient haben, sind sehr 
dünn gesäet, während die falschen wie Pilze aus der Erde 
schiessen. Glaubt doch jeder Börsenjobber, sowie die Aktien 
steigen, sich eine Bibliothek in Goldschnitt, einen Harem und 
eine Gemäldegallerie anlegen zu müssen. Deshalb gehören 
diese letzteren trotz der sonntäglichen Abfütterung (drei Ge- 
richte ohne Sekt) meist zur Kategorie der sogenannten Atelier- 
Wanzen. 
VIII. Das Bild stellt, wie die Unterschrift lehrt, eine Episode 
aus dem fürchterlichen Blutbade bei Mordeisen dar. Die mo- 
dernen Maler sind bei der monotonen Uniformierung der jetzigen 
Heere vor den früheren recht übel dran. Die lebendige Ab- 
wechslung, wie sie die alten Söldnerscharen durch Kostüm und 
verschiedenartigste Bewaffnung mit sich brachten, droht heute 
einem entsetzlichen Einerlei Platz zu machen. Die flatternden 
prachtvoll ausgeschmückten Rittergewänder, die blitzenden Har- 
nische, die breiten Schwerter und bunt bewipfelten Lanzen, die 
wallenden Helmbüsche haben der langweiligen probemässigen 
Feldausrüstung weichen müssen. Allein für die Farbengebung 
hat die Gegenwart den Vorteil der feuerspeienden Kanonen und 
Gewehre. Sie kann also in den dunkelsten Partien sehr leicht 
Lichteffekte erzielen, überdies hinter den Rauchwolken alles Un- 
bequeme verstecken. Dies Bild, eins der gelungeren, die ich je
	        
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