PRAXIS.
bestimmter Münzen uns mit Honigseim und andern Süssigkeiten be-
glücken nicht in Kunstre cens ierapp arate verbessern liessen?
Es muss doch möglich sein mit Dampf oder Elektricität sie so
zu dressieren, dass sie gegen Gewährung einiger Goldmünzen,
einer Bulle Sekt, eines brillanten Ordens oder klangvollen Titels
so und so viel Meter Kunsturteil ausspucken. Kunsturteile werden
bekanntlich gemessen und nicht gewogen.
Die Entscheidung 0b mein Versuch gelungen, überlasse ich
meinen verehrten Lesern, und gestatte ich mir deshalb die Ur-
teile, mit denen mein Kunstrecensierautomat arbeitet, mit einigen
harmlosen Randglossen begleitet hiermit zu verraten.
Versetzen wir uns nun im Geiste in eine Gemäldegallerie!
I. je mehr ich davor stehe gefällt (oder: missfällt) mir das
Bild, bewundere ich die Warme kräftige Konception (oder: bei
dem kalten, saftlosen Kolorit fängt einem trotz der Hitze zu
frieren an). Hier kann man kurz und bündig sagen: Ex ungue
leonem d. h. an der Klaue erkennt man den Leuen oder an der
Klaue
erkennt
man
den
Laien.
Es
ist
sicherlich
eins
der
VOY-
züglichsten (oder: miserabelsten), das ich je gesehn habe und ich
schmeichle mir viel in der Welt bei-umgekommen zu sein.
Diese letzte Selbstberäucherung nimmt jedweden Zweifel an
der Richtigkeit des vorangehenden Lobes oder Tadels hinweg.
Im allgemeinen ist es besser zu loben als zu tadeln. Wagt
im erstern Fall ein noch gelehrterer Kunstgelehrter anderer Mei-
nung zu sein, so kann man sich noch immer auf die Ironie klem-
men oder das daneben hängende Bild meinen. Im entgegenge-
setzten Fall kann man seinen Tadel immerhin motivieren mit „im
Vergleichzu Paolo Veronese und andern". Das "und andern"
füllt ungemein, macht das ganze Urteil viel wohllautender und
wird allemal da angewendet, wenn man mit seiner Weisheit zu
Ende
ist.
die
Ist
Kritik
für
den Druck bestimmt,
ich
statt
ITlLlSS
allemal
wir gesetzt werden.