THEORIE.
aus denselben Zeitperioden, wobei leider die NVarnung "frisch
angestrichen" zu fehlen pflegt). Auch Haare kann man bemalen,
doch nennt man dies besser färben und gehört es dann unter
das Kunstgewerbe, ebenso wie das Bemalen der Felsen zu Re-
klamezwecken.
Die Grundlagen der Malerei sind eigentlich Zeichnung und
Farbe. In früheren Jahrhunderten war auch beides erforderlich,
im verflossnen Menschenalter blos Zeichnung, in der neuesten
Neuzeit zur Offenbarung unseres fortgeschrittenen Zeitge-
schmacks nur noch Farbe, aber gleich kiloweisel
Wie viel denn fehlt noch und der Tintoretto
Ist überwundner Standpunkt neben mir,
Erreicht schon hat ihn dies mein Opus netto
In Technik, Zeichnung und im Clair obscur!
Mit Tintoretto ist es nix geworden,
Für sein Genie die Welt war zu obscur,
Drum weisst er Decken, Wände jetzt und Pforten
Und rächt so einen Genius an ihr!
Ganz zweckentsprechend
viel von Zeichnung zu reden,
nämlich so kolossal schwer,
ist es auch heute noch möglichst
aber vorsichtig! Das Zeichnen ist
dass selbst unsere berühmtesten
Meister, besonders wenn sie der Farbengebung Herr geworden
sind, wenig oder gar nichts davon verstehen, zumal sie es ja
nicht mehr nötig haben. Wie zur Bratwurst das Sauerkraut, zu
neuen Kartoffeln der Häring, so gehört zum Hauptwort Zeichnung
das Beiwort korrekt. je nachdem nun der Künstler Kredit hat
oder nicht ich meine nicht bei seinem Rahmenfabrikanten oder
Kunsthändler
spricht
THELII
von seiner
korrekten
oder
inkor-
rekten Zeichnung.
Hat
man
besondere
Ursache
dieses
letztere
Urteil nicht öffentlich auszusprechen, weil man z. B. das Porträt
seiner verflossnen Schwiegermutter ihm noch nicht bezahlt hat
oder weil derselbe einflussreiche Verwandte und Gönnerinnen
besitzt
oder
reizende
pikante
Atelierfeste
giebt ,
SO
nennt 1'113.11