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Die Wand ist zunächst bis auf den Stein bloszulegen und
die Fugen sind tief auszukratzen. Der zum Mörtel zu ver-
wendende Sand muss scharf sein; derselbe ist tüchtig zu
schlemmen, zu trocknen und darauf zu sieben. Bei senkrechten
Wänden empfiehlt es sich, der Malfläche ein feineres Korn zu
geben, da sich sonst zuviel Staub ansetzen kann, deshalb ist
hierfür die feinere Sorte Quarzsand zu benutzen. Anders ver-
hält es sich schon bei Kuppeln oder Gewölben, wo man
(wenn's beliebt), auch schon ein rauheres Korn verwenden kann.
Der Mörtel selbst soll nach Keim möglichst mager, sandhaltig
sein. Je poröser derselbe ist, was durch des Erfinders Vor-
schrift erreicht wird, um so absorptionsfähiger wird er sein,
und entspricht somit dem beabsichtigten Zwecke am meisten.
Noch magerer als den schon mager gehaltenen Mörtel für den
Untergrund wünscht Keim den eigentlichen Malgrund gehalten
zu sehen. Für diesen schreibt er ein Masstheil Kalk auf
5-6 Theile Sand vor. Zum Waschen des Sandes wie auch
zur Mörtelbereitung ist allein Fluss- oder Begenwasser zu ver-
wenden. Entgegen den Vorschriften für die Fresco-Malerei
empfiehlt Keim einen im Ganzen dünnen Bewurf. Für den
Untergrund soll man den ersten Anwurf nicht stärker nehmen,
als zur Beseitigung der Unebenheiten der Wand erforderlich ist.
Die Malputzschichte soll auf den gut angefeuchteten Unter-
grund höchstens 2-3 Millimeter angetragen werden. Hier
heisst es, wie Keim sagt: „Je dünner, je besser"! Der
Mörtel ist also ein äusserst schwach gebundener, an sich
wenig widerstandsfähig; erst durch die bis zu voller Sättigung
gesteigerten Tränkungen mit Wasserglas soll er zur Unverwiist-
lichkeit gehoben, gewissermassen versteinert werden. Bild, Be-
wurf und Mauer sollen nachher eine homogene Masse bilden.
Mit Rücksicht auf dieses Ziel ist die Anlage erklärlich; und
liegt der Schwerpunkt in dieser Technik, der Technik der
Mineral-Malerei, zunächst in der Aufsauge, der Absorptions-
fähigkeit des Mörtels. Istder erste Bewurf nun getrocknet,
was bei einer Stärke dieses von 1-11I2 Centimeter normale
Witterung vorausgesetzt in sechs Wochen erfolgt sein (lürfte,
dann wird der an der Oberfläche ausgeschiedene kohlensaure
Kalk, dessen Kristalle, die Poren des Mörtels verschliessend,
das Eindringen des Wasserglases hindern würden, mit einem
rauben Sandsteine abgerieben und der entstandene Staub ent-
fernt. Hierauf wird der Verputz mit Kaliwasserglas, welches