dem Gernalten unverwüstliehe Dauer zu geben. Darüber, dass
dieses das nächste und Hauptziel war, lässt uns Vitruv nicht
im Unklaren. In dem diesen Gegenstand behandelnden dritten
Kapitel seines siebenten Buches denkt er noch nicht einmal
an Kunstmalereien," sondern lediglich an einen farbigen Schmuck,
der mit dem letzten Verputz auf die Wand gebracht und zu
Marmorglanz geglättet werden soll. „Wenn sie", die Farben,
so schreibt er (B. 7, G. 3, Absch. sorgfältig auf nassen
Verputz aufgetragen sind, so werden sie nicht schwinden,
sondern von immerwährender Dauer seinf") Die erwähnte
Vorschrift Vitruv's, den Marmorstuck so zu halten, dass man
das Eisen rein aus der Mörteltruhefd") ziehen könne, zielt aber
nicht allein auf die Bearbeitung des Mörtels hin, sie hat
noch einen weiteren, näher zu betrachtenden Grund; er
betrifft das Kalkverhältniss. Vitruv ordnet auf den Rauh-
anwurf noch drei feinsandige Schichten an; diese stehen in
dem bekannten Kalkverhältniss (1 Theil Kalk : 2 Theilen gut-
geschlemmtem scharfem Quarzsandefffä") Die darauf folgenden drei
Marmorstuckschichten aus grobgestossenem, mittelfeinem und
noch feiner gestossenem Marmor bestehend, müssen schon aus
chemischen Gründen oder Ursachen niedriger im Kalke stehen,
magerer gehalten sein. Wiirden diese Marmorstuckschiohten
genau das Kalkverhältniss der unteren, der tiefer liegenden
Sandmörtelschichten haben, dann müsste sich in den oberen
Schichten der Kristallisationsprozess mit Naturnothwendigkeit zu
rasch vollziehen. Es würde alsdann nach oben und aussen eine
Absperrung geschaffen werden, die zunächst zur Folge hätte,
dass die Umbildung in den Sandschichten unterbrochen würde,
1') Das Gesagte ist leicht zu bestätigen, und selbst mit dem Hinweis
"auf imrnerwährende Dauer" ist kaum zuviel gesagt. Es fanden sich
bei Gelegenheit der Ausgrabung von Fundamenten zwischen St. Llaria
_Maggiore und San Giovanni in Laterano näher erstgenannter Kirche
verschiedene etwa zwei- bis (lreifiugermlicke Mörtelstiicke antiken Ursprungs.
Diese wiesen noch jenen marmorglatten, theils mit einfachen Liniamenten
versehenen farbigen Verputz von tadelloser Schönheit, denen durch Ueber-
reiben mit einem weichen Tuche selbst der Glanz zurückzugeben war.
H") "Soll der lllarmormörtel sich bewähren", sagt Plinius B. XXXVI,
C. 55, „s0 muss er so lange bearbeitet werden, bis er sich nicht mehr
an die Kelle hängt f" (Siehe dazu Seite 1G Zeile 9.)
a") Vitruv empfiehlt B. II. C. 5, drei Theile Sand, worauf ich nur
wiederholt aufmerksam machen will, was aus dem Texte unzweifelhaft-
llßfvßrgeht, dass er bei dieser Angabe (l :3) jedenfalls an frisch gelöschten
Kalk gedacht hat.