Annahme, dass jene Schichte mit grobzerstossenem Marmor
unzweifelhaft dazu bestimmt ist, die Feuchtigkeit je nach Erforder-
niss anzunehmen und abzugeben, so dass sie gewissermassen
zum Regulator des- sich unterhalb wie oberhalb vollziehenden
Prozesses wird, findet in einem durchaus zutreffenden, wenn
auch etwas fern liegenden Vorgange in der Natur seine Be-
stätigung. Vielfache Beobachtungen zeigen, dass Aecker, ob
leichteren oder schwereren Bodens, die mit Kieseln durchsetzt
und reich überstreut waren, in regenarmen Zeiten ein viel
günstigeres Wachsthum zeigten, als Aecker gleicher Boden-
qualititt, welche dieser Steinsaat ermangelten. Die Steine
vermitteln und erhalten eben dem Acker die durch Thau
oder Regen zugeführte Feuchtigkeit! Die von Vitruv
gegebene, auf Erfahrung beruhende Anordnung war zweifel-
los eine althergebrachte und weitverbreitete; denn er beruft
sich an einer anderen Steller) auf das gleiche auch von
den Griechen beobachtete Verfahren. Was zu des Vitruv Zeiten
loekannt war, war den Mönchen vo1n Athos nicht fremd, denn
die Hermeneia sagt ausdrücklich, wo sie vor dem Anwerfen des
Bewutrfes das Anfeuchten der Mauern bespricht: „Ist es eine
Ziegelmauer, so feuchte dieselbe fünf- oder sechsmal an
ist die Mauer von Stein, so befeuchte sie nur ein- oder
zweimal und wirf eine dünne Lage Kalk an, denn der Stein
hält die Feuchtigkeit gut und trocknet nicht". Gegen
den .eben ausgesprochenen Zweck dieser Anordnung kann der
Einwand nicht erhoben werden, dass die Einfügung dieses Ge-
schiebes bezwekte, den verschiedenen Lagen mehr Halt zu
geben, das Ganze widerstandsfähiger zu machen. Hätte man
dies als nöthig erkannt, dann würde man gewiss zuförderst das
Suxnpfrohr aus dem Rauhbewtlrfe fortgelassen haben. Man
wusste zur Zeit Vitruv's jedoch ebenfalls aus alter Erfahrung,
dass dies den Mörtel ebensowenig hinderte, sich zu einer homo-
genen, eisenfesten Masse zu verbinden und zu gestalten, wie
das von Pflanzenresten reichst durchsetzte beispielsweise zum
i) Vitr. B. VII. C. 3, 10. "Die Verputzarbeiter der Griechen ver-
fuhren nicht bios nach dieser Methode, um ihre Arbeiten dauerhaft zu
machen, sondern sie lassen überdies in der Biörteltruhe den Mörtel aus
Kalk und Sand von etwa. zehn Mann mit hölzernen Rammklötzen
stampfen, und bedienen sich dann des so um die WVette verarbeiteten
Materials. Plin. XXXVI, .35. (Daher sägen auch einige die Verputz-
sehichten von alten NVänden ab und verwenden sie als Belegplatten"