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ist, die dem Mörtel diese bei älteren Bauwerken, jene an Ver-
steinerung grenzende Festigkeit gegeben hat, dass es vielmehr
die Folge jener mit Sorgfalt und Fleiss bereiteten MaterialienÜ
ist, wie auch späterhin noch deutlicher gezeigt werden wird.
Dieser Hinweis ist um so nöthiger, als man sich vielfach mit
der Hoffnung täuscht, dass auch unsere Mörtel mit der Zeit
jene bei antiken Bauwerken bewunderte Festigkeit erlangen
werden, und dass diese lediglich die Zeit, das Alter giebt.
Guter Kalk und reiner, scharfer Quarzsandtt) sind zunächst
erforderlich. Tritt an Stelle des geschlemmten, scharfen Quarz-
sandes lehmiger glimmeriger Sand, dann wird anstatt einer sich
mehrenden, sich steigernden Festigkeit unaufhaltsamer Verfall
eintreten. Betrachten wir nun die sich im Mörtel vollziehende
Verwandlung, dann können wir im Hinblicke auf anderwärts
beobachtete Erscheinungen, auf Vorgänge, die wir selbst bei
Massenfabrikationen nachweisen können, den Gedanken nicht
abweisen, dass, je langsamer und gleiohmässiger diese Umwand-
lung erfolgt, diese eine um so umfangreichere, und die Verbin-
dungen untereinander um so inniger werden müssen. Es soll
auch verhütet werden, dass sich Abschlussschichten oder nest-
artige Einsehliessungen im Bewurfe bilden können und dies
Alles ist auf Grund der uns überkommenen Anweisungen zu
heit des Korns und an Dauerhaftigkeit Alles hinter sich lassen, was je
an künstlichen Steinen gemacht worden ist. Der Stallboden, den Plaee
mit solchen Platten hatte belegen lassen (4OX4O I 5 und 10), wider-
stand drei volle Jahre den eisenbesehlagenen Pferdehufen, ohne den
mindesten Schaden zu nehmen. Alles dieses gewinnt aber erhöhteres
Interesse, wenn wir erfahren und dies ist dokumentariseh festgestellt
dass. in einem Zeitraum von höchstens fiinf Jahren 6000 qm dieses
Palastes mit Basreliefs versehen werden konnten. Der Geist der Ein-
heit, der allen diesen WVerken aufgeprägt ist, beweist, dass die künst-
leriselkn Hiilfsqnellen ungemein grosse gewesen sind und ein diesen
räthselhaften Leistungen entsprechendes Geistesleben nicht gefehlt haben
'kann, eine Annahme, die übrigens auch in den uns erhaltenen Dich-
tungen die glänzendste Bestätigung findet. Eine weitere Bestätigung
der auch in viel späteren Zeiten angewandten Sorgfalt finden wir in
baulicher Hinsieht bei Vitruv (II B. C. 8, V. 10) in betreff der Farben
bei Cenini Cap. 40.
i) Bei Plinius heisst es B. XXXVI, C. "Auch ist der gelöschte
Kalk um so besser, je älter er ist. In den Vorschriften für alte Bauten
findet man, dass der Unternehmer keinen friseheren, als dreijährigen
Kalk gebrauchen dürfe, weshalb auch die Tiinehe derselben nicht dilreh
Risse entstellt ist."
M) Vitruv, B. II, C. 4.