Goethe's
BTSHET
1786-
Aufenthalt in Rom
4787.
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er sich auch Herr Goethe oder Geheimrat Goethe nennen
liess. Er verfertigte mit eigener Hand mehrere Zeich-
nungen, arbeitete an einer neuen skusgabe seiner Werke
in acht Banden und vollendete sein angefangenes Trauer-
spiel Iphigenia, Welches Herr Ahbate Tacchi, Ajo des
jungen Fürsten "Liechtenstein, nun in das Italienische
übersetzet, um es auf einem der hiesigen dlheater vor-
stellen zu lassen." 7) Vergleicht. man dieses philiströse Ge-
rede mit den gewandten und (loch würdevollen Briefen
des (lardinals de Bernis. so kann man nicht. anders
als das Unglück, welches die Deutschen so oft betroffen
hat, in den Augen des Auslandes eine schlecht-e Figur zu
machen, auch hier wiederfinden. Die Deutschen mussten
in Rom ein jeder des eigenen Glückes Schmiede sein.
Sehr begreiflich, dass Goethe sich von diesem Vertretei"
seiner Nation fern hielt! Von Elirelibezeugungen, die
ihm die grosse italienische Welt erwies, musste er die
Aufnahme in die Arkadia über sich ergehen lassen, ob-
gleich sie für ihn nur das Lastige einer iltfentlichexi
Ceremonie und nicht die Bedeutung einer sachlich wert-
vollen Anerkennung hatte; die Dichterkrönung' auf dem
Capitol aber, die man ihm zugedacht hatte, nries er ent-
schieden zurück. Eine dauernde Verherrlichung seines
römischen Aufenthalts wurde ihm durch Üllischbein zu
Teil. Das berühmte Gemälde, eines der besten Zeugnisse
damaliger Kunst, welches Goethe im weissen Mantel auf
antike Cllrümmei" gelehnt, in der (lampagna darstellt, im
Hintergrund das Grabmal der Caecilia Metella, entstand
damals. Es kann dieses Bild als der ideale Dank der
deutschen Künstlerschaft gelten, welchen sie Goethe für
alle geistige Bereicherung und materielle Förderung er-
stattete, die sie dnrch ihn im Lauf der Jahre erhielt.
Für Tischbein War es zugleich der Abschluss seines un-
mittelbaren Verhältnisses zu Goethe. Als er mit diesem
im Februar nach Neapel, und wie Goethe meinte, auch
nach Sizilien aufbrach, hatte er bereits den Plan gefasst,
in Neapel zilrückzubleiben und sich dort sein Glück zu
gründen.