Volltext: Deutsches Kunstleben in Rom im Zeitalter der Klassik

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Vierter 
Abschnitt. 
durch ein neues und doppeltes Interesse für mich ge- 
wonnen. Dieser Geist ist ein Spiegel, in welchem sich 
mir alle Gegenstände in ihrem lebhaftesten Glanze und in 
ihren frischesten Farben darstellen. Der Umgang mit 
ihm bringt die schönsten Träume meiner Jugend in Er- 
füllung, und seine Erscheinung, gleich einem wohltätigen 
Genius, in dieser Sphäre der Kunst, ist mir, sowie mehreren 
ein unverhoiftes Glück." 1') Vor einigen Tagen, fahrt 
Moritz fort, habe er mit Goethe und einigen Künstlern 
die mit ihm zusammen wohnten, einen Spaziergang nach 
der Villa Pamphili, jener herrlichen hinter dem Janiculus 
gelegenen Parkanlage, unternommen, und eine neue Welt 
Von Ideen und von herrlichen Eindrücken habe sich durch 
diesen doppelten Genuss ihm zugleich eröffnet. Jene 
Künstler, die mit ihm zusammen Goethe's Gesellschaft 
geniessen durften, waren sicherlich Fritz Bur y und 
G e o rg S ch ütz, welche Goethe allerdings erst bei seinem 
zweiten Aufenthalt in Rom als seine und Tischbeiirs 
Hausgenossen nennt, die aber jedenfalls nicht andere als 
Vorgänger gehabt hatten. Beide haben wir schon kennen 
gelernt und beiden wusste Goethe ein fordernder, päda- 
gogischer Freund zu werden. Schutz erkennt dies in 
seinen Briefen ausdrücklich an, wenn er an Goethe's 
Mahnungen zu geordneter, ziveckmassiger Lebensführung 
dankbar gedenkt; Bury trat zu ihm in ein ganz 
einzigartiges Pietatsverhältnis, in Welchem er sich gern 
gefallen liess, wenn Goethe ihn ohne [Tmschweife als 
grosses Kind behandelte, worin er aber auch die 
Rechte eines Kindes ohne Bedenklichkeiten geltend. 
machte. Die impulsive und Hpassionirtet" Natur des 
jungen Künstlers suchte Goethe zu beruhigen und zu 
festigen, und mit kindlicher Einfalt bekennt der Zögling, 
wie Goethe ihm verboten habe, in dieser oder jener Art 
seinen Affekt zu aussern. Auch sein künstlerisches 
Streben erhielt von Goethe Richtung und Muss; er wurde 
auf gute Muster gewiesen und besonders eingeleitet, 
durch Kopiren sein haltloses Wesen nach jenen zu schulen 
und zu festigen; denn Goethe war der sehr richtigen
	        
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