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Dritter
Abschnitt.
eine ganze Reihe von mythologischen und biblischen
Bildern lieferte. Neben dem spleenigen Lord stand der
industriöse und zähe Geschäftsmann J enkiu s. Ursprüng-
lich als Maler nach Rom gekommen, hatte er es später
eintraglicher gefunden, seinen zahlreichen, Rom be-
suchenden Landsleuten als Wechsler und Makler zu
dienen; er war Banquier geworden und hatte es als
solcher zu einem schönen Vermögen gebracht; nun trat
er auch in den Kunsthandel ein; doch weniger zum
Zweck des Sammeln als des Wiederverkaufs. Auch An-
tiken erwarb er, um mit ihnen eintraglichen Handel
zu treiben. Ein Kunstfreund edlerer Art war der aus
Österreich stammende Graf Friess, der sich bald in
Rom, bald in Neapel aufhielt und ein wahres lebendiges
Interesse für Künstler und Kunstwerke tätig bekundete.
Einen umfassenden Auftrag erhielten Schlitz, läury,
Unterberger und Dies durch den dänischen Gesandten
in London, Baron Diede, welcher einen grossen Saal nach
einem einheitlichen Plan mit dekorativer Malerei, mit
mythologischen Scenen und landschaftlichen Veduten
schmücken llßSSqm)
Beengend für die Künstler "war die sehr ausgeprägte
Neigung der iäuftraggeber, von ihnen Copieen an-
fertigen zu lassen. Die Landschaftsmaler freilich er-
hielten Auftragg zu selbständigen Arr-beiten, doch selten
in Öl, meistens in Aquarell oder Tempera; den Porträt-
malern fehlte es natürlich nicht an Arbeit; aber historische
oder mythologische Originalgemalrle in Öl, wie sie dem
(leschmack und dem Streben der Künstler entsprachen,
ausführen zu lassen, dazu entschloss man sich nur selten.
Jenseit der Alpen wünschte man vielmehr, die (Semälde
der grossen Meister, deren Ruhm jetzt von Neuem durch
die Welt erscholl und die man vielleicht selbst in Italien
bewundert hatte, vor Augen zu haben, und so gab man
immer neue Aufträge zu Copieen. Rafael war vor Allein
gesucht; dann Correggio, 'llizia.n, die Caracci, besonders
Annibalfs Fresken im Palazzo Farnese. Teils wünschte
man mit diesen Copieen förmliche Gemäldegallerien zu