Die
Anfänge
des
Pius
Sechsten.
31
weitere Jahre (lurchbringen, bis endlich ein grösserer
Auftrag ihm die Möglichkeit bot, sein ganzes Können
zu zeigen und sich die Stelle. die er verdiente, zu er-
ringen.
Glücklicher erging es einem andern deutschen Bild-
hauer, der zwar nicht ohne Talent war, aber sich doch
mit 'l'rippel nicht messen konnte. Friedrich Wilhelm
Döll. Dieser, der um sechs Jahre jünger war als sein
begabterer Zeitgenosse, hatte das Glück, durch eine
Statue der Kaiserin Katharina, in antikisirentler Art ge-
halten, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er ver-
liess 1778 schon Rom und wurde darauf von dem Her-
20g von Gotha angestellt, in dessen Residenz er noch
ein langes behagliches Dasein führte. Aus dieser Gothaer
Zeit stammt das Denkmal Lessingls auf der Bibliothek
zu W olfeubüttel. Rom bewahrt hauptsächlich ein
nennenswertes Werk von ihm, die Büste Winckelmanifs,
die im Auftrag des Rats Reitfenstein angefertigt wurde.
Dieser hatte übernommen, den Wunsch des CHJTllIIRlS
Albani (T 1779), Winckelmann im Pantheon ein Denkmal
zu setzen, auszuführen und hatte Döll mit den haupt-
sachlichsten Anteil betraut. Die Büste ist in der Tat
eine sehr schatzbare Arbeit: mit dem idealistischen Stil,
der Ein Döll wie Trippel selbstverständlich war, vereinigt
sie eine glückliche Individualisirung', wie sie gerade bei
lVinckehnanirs Bildern sonst selten zu finden ist. Die
persönliche Bedeutung des Gelehrten spricht aus den
originellen Zügen, die sonst wohl glatt und philiströs
erscheinen. Die Aufstellung der Büste wie der Gedenk-
tafel erfolgte erst 1782, und nicht lange verblieb sie im
Pantheon, ebenso wie die von Mengs; neben Rafael
wollte man später die Fremden nicht dulden, und DölPs
Werk schmückt heute die Sammlung' von Proträtbüsten
in den „Konservatorensaleu" des Kapitofs.
Johann Reiffenstein, den Wir eben genannt,
War zwar kein Künstler, aber doch eine unentbehrliche
und höchst charakteristische Gestalt in dem damaligen
Kunstleben Roms. Ein achter Preusse, mit all der