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Zweiter
Abschnitt.
Deutschen besonders Trippel erfolgreich durchführt,
vollzieht sich eher im Gegensatz zu Michelangelo, dessen
Einiiuss in der verabscheuten Barockskulptur noch kennt-
lich gewesen war; zurück zur Antike! lautet die einzige
Losung der Bildhauer!
Alexander Trip pel, bis auf Thorwaldsen wohl
der bedeutenste nordische Bildhauer dieser Zeit, nur
1776 zweiundtlreissigjahrig aus Paris nach Rom
gekommen. Die entschiedene Abwendung von allem Ro-
coccomässigen, die begeisterte Verehrung der Antike, die
er in der Ai-t Winckelmanifs auifasste, sind für ihn
charakteristisch. Aber der Natursinn mangelt ihm zu-
gleich durchaus nicht. Sein Modell der Goethe-Büste
zeigt scharfe Beobachtung der Einzelheiten. Aber sein
künstlerisches Gewissen nötigte ihn dann wiederum in der
Marmorausführung diese Einzelheiten irerschxsrinden zu
lassen, die für ihn nur da Material gewesen waren, um
den Totaleindruck der Wahrheit zu gestalten; und er
tat wohl daran. Die ersten Arbeiten Tllrippels in Rom
behandelten übrigens auch rein antike Stoffe; eine Ba-
chantin, ein Apoll, eine Diana werden uns genannt. Doch
verschafften diese Werke ihm noch keinen grösseren
Namen, ja selbst mit Existenzsorgen hatte er zu kämpfen,
so dass er sich" entschloss, seiner Kunst eine direkte Be-
ziehung auf die Gegenwart zu geben und dadurch leb-
hafteres Interesse für sie zu erregen. Der Teschener
Friede, der zwischen Oesterreich und Preussen abge-
schlossen, den bairischen Erbfolgekrieg beendigte, sollte
ihm dazu Gelegenheit geben. Nach dem Geschmack der
Zeit konnte ein Kunstwerk, welches dies Ereignis ver-
herrlichte, nur allegorischer Art sein; hatte doch selbst
Winckelmann noch die Allegorie gerechtfertigt und ihre
künstlerische hlinderwertigkeit nicht durchschaut! Trip-
pells Hoffnungen, die er auf diesen Entwurf gesetzt,
verwirklichten sich übrigens nicht. Wohl liess F ried-
rich der Grosse später einen Stich danach als Geschenk
für den Minister Hertzberg ausführen; aber dabei blieb
es auch. Mühsam musste sich 'l'rippel auch noch einige