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Zweiter
Abschnitt.
Natur wie der verschiedensten Meister seine Kräfte ge-
stählt hatte.-
In selbstandigerer und in glücklicherer Weise ent-
wickelte sich gleichzeitig die deutsche Landschaftsmalerei
in Rom. Ihr hauptsächlicher Begründer war Philipp
Hackert, der schon seit einigen Jahren sich in Rom
befand, aber geraume Zeit brauchte, bis er festen Fuss
fasste und sich grössere Beachtung gewann, so dass wir
ihn deshalb hier erwähnen. Sein Charakter und seine
Schicksale sind durch Goethe's, zumeist eigne Aufzeich-
nungen Hackerts wiedergebende Biographie allgemein be-
kannt geworden. Von den übrigen Deutschen unter-
schied sich der in Glück und Ansehen so hoch steigende
Mann hauptsächlich durch den praktischen, industriösen
Sinn, den wir oben an dem Engländer Hamilton hervor-
hoben. Beständig hatte er eine Unternehmung' im
Sinn, ein fest bestimmtes Ziel im Auge; ihm eignete
nicht die Künstlernatur, die sich heute zu diesem morgen
zu jenem YVerke hingezogen fühlt und manches jahrelang
halbfertig im Atelier stehen hat, blos weil sich die
Stimmung nicht einstellt, um es zu beendigen. Charakte-
ristisch für ihn ist schon, dass er immer mit einem
Bruder, (zuerst Johann, später Georg) gemeinsam tatig
War, und seiner Arbeit damit einigermassen den Charakter
eines Companiegeschaftes gab. Nachdem er schon in Paris
sich eine beträchtliche Uebung und Fertigkeit in der Land-
schaftsmalerei angeeignet, war er 1768 nach Rom ge-
kommen, und hatte dort zuerst ziemlich still und ohne
ausgebreiteten Ruf Weiter gearbeitet, hauptsächlich
durch den Lord Exeter begünstigt, bis seine Darstellungen
aus der grossen Seeschlacht von Tschesme, die er für
den russischen Befehlshaber, Grafen Orlow, anfertigte,
ihm Berühmtheit gaben. Im Jahr 1771 wurden diese
Arbeiten ausgeführt, die besonders durch einen effekt-
vollen Nebenumstand die allgemeine Aufmerksamkeit er-
regten. Um dem Maler das naturgetreue Bild eines in
die Luft iiiegenden Schiffs zu geben, wurde auf der
Rhede von Livorno eine veraltete russische Fregatte mit