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Zweiter
Abschnitt.
Nach den Zeichnungen stach dann Campanella die Bilder;
die Herausgabe des Ganzen übernahm der Architekt
Camillo Buti. Drei Bilder hat Mengs noch selber ge-
zeichnet; ihre Stiche erschienen 1778; dann nahm ihm
der Tod den Stift aus der Hand. Sein Schwager Maron
vollendete darauf mit Hilfe des Kupferstechers Vitali
bis 1783 das Werk?) Obgleich uns berichtet wird, dass
sich die Fresken bei ihrer Aufdeckung in gutem Zu-
stande befanden, so ist es doch nicht denkbar, das die
Erhaltung eine so Vollständige war, wie sie nach den
Reproduktionen anzunehmen wäre; zweifellos hat die
Phantasie hier manche verwischte Contour wieder g'e-
schärft, manche getrübte Fläche wieder aufgehellt. Die
Originale wurden nicht lange nachher von den Wänden
abgesägt und gelangten durch Kauf in den Besitz des
Lord Bristol.
Mit der letzten Anwesenheit des Vielgefeierten Mengs
in Rom fiel ein Aufschwung des deutschen Kunstlebens,
eine Zuwanderung deutscher Künstler zusammen, die für
lange Zeit hinaus bestimmend war. Nicht als ob die
nochmalige Rückkehr des Meisters aus Spanien nun et-
wa die deutschen Künstler aus der Heimat herange-
zogen hatte; sondern es war um" der Zeitpunkt ge-
kommen, in welchem die Romverehrnng, welche Winckel-
mann und Mengs ausgestreut hatten, ihre volle Wirkung
zu üben begann, und ein freundliches Geschick fügte es
so, dass zahlreiche Zuwanderer aus Deutschland den be-
rühmtesten deutschen Künstler in seinen letzten Zeiten
auch persönlich begriissen durften. Wir nennen hier
nur die Bildhauer Trippel und Döll, die Historienmaler
Böttner- und Rehberg, den bekannten Dichter und Maler
Müller, den Landschaftsmaler Dies; auch Philipp Hackert,
obgleich schon langer in Rom weilend, begann erst da-
mals hervorzutreten. Mengs selber arbeitete, obgleich
schon von tötlicher Schwäche gehemmt, durch den Tod
seiner Gattin bedrückt, in Rom während der zwei
letzten Jahre doch noch mit gewohnter Unermüdlichkeit.
In der Arbeit fühlte er sich frisch und heiter. Seine