Die
Regierungszeit
Ulemens
Vierzehnten
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durchschaut und kraft ihrer Gewalt sie für andere zu
erleuchten und durchsichtig zu machen vermag, das
vermissten die Zeitgenossen nicht, weil seit Jahrhunder-
ten auch Italien, das sich das Kunstland par excellence
dünkte, keinen solchen Genius mehr geschaut hatte. Die
Kilnst war konventionell, war eklektisch seit Jahr-
hunderten, und in lllengs durfte man immerhin den ver-
ehren, dessen Eklektik die gewissenhafteste und dessen
Konvention die gesclnnackvollstle war. Der Künstler war
sich selbst dessen mich sehr Wohl bewusst. Trotz unab-
lässigen Strebens nach Vervollkolnninung sah er sich selbst
doch hoch über den meisten seiner Zeitgenossen. Als
Papst Clemens sich einmal gegenüber "Menge? strengem
Urteil auf (las mildere Urteil eines anderen Malers berief,
antwortete der deutsche Meister: „Der da lobt, was er
selbst nur schlechter machen könnte; ich aber tadle, was
ich besser machen kann." 2) Die höchste Anerkennung,
welche Rom einem Künstler gewähren konnte. erhielt
Mengs damals, indem er von der altberühmten Akademie
von San Luca zum Präsidenten erwählt wurde. Der Brief,
mit welchem er diese Würde annahm, ist ein charakte-
ristisches Zeichen der leidenschaftlichen Begeisterung,
mit welchem er der Kunst hingegeben war. „Immer
habe ich gestrebt." schrieb er, „der Würde der Kunst
förderlich zu sein, und nie würde ich dulden, dass sie zu
1nei11e11 Lebzeiten und mit meiner Bestimmung" irgend
etwas an öffentlichem Ansehen Verliere; ja, ich würde
mich eher entschliessen, mich von aller Wirksamkeit
zurückzuziehen, als gleichgiltig irgend einem Angriff auf
die Ehre der Kunst zuzusehen." 3)
In demselben Schreiben musste sich Mengs aber auch
schon entschuldigen, dass er nicht dauernd das ihm über-
tragene Ehrenamt werde veiwvalteii können. Sein Aufent-
halt in Rom dauerte drei Jahre, zu lang für die Ungeduld
des spanischen Königs, der ihn durch Azara, wenn auch
in schonendster Form, mahnen liess, an die Rückkehr zu
denken. Nur sehr ungern verliess der Künstler Italien,
das doch im Strom des WVeltverkehrs stand und wo be-