Erster
Abschnitt.
gesinnten König Karl III. einen unbeschränkten Urlaub
nach Rom erhalten, wohin seine Familie schon vorans-
gegangen War. Mengs, der den Landweg längs der
Meeresküste einschlug, nahm zuerst noch einen Erholungs-
aufenthalt in dein unvergleichlichen Monaco und begab
sich dann nach Rom, das er vor neun Jahren verlassen
hatte.
Den Freund fand er nicht mehr wieder, der ihm
seine Gedanken und Conceptionen gedeutet, und zugleich
der wärmste und verstandnisvollste Verehrer seines
Schaffens gewesen war. Aber er fand trotzdem einen
Kreis, der ihn mit höchster Bewunderung empfing. Da
war vor allem der spanische Gesandte, lliarchese J ose
Nicolas d'Azara, der mit einer wahrhaft rührenden Hin-
gebnng sein Leben dem deutschen Meister weihte, für die
Ausbreitung seines Ruhms nach allen Seiten hin sorgte,
dem spanischen Hof gegenüber die Launen und Eigen-
willigkeiten des Malers entschuldigte, und der ihm über
das Grab hinaus die Treue bewahrt hat. Mengs bedurfte
solcher fürsorglicher Freunde, weil er zugleich nur all-
zusehr von Schmarotzern umlagert war, gegen die er
sich, misstrauisch und unerfahren zugleich. nicht zu
schützen wusste, und die ihn ausbeuteten. So hatte ihm
schon früher der Engländer Webb die Vorarbeiten zu
seinen Ilraktaten über die Schönheit und über die drei
Grossen Maler unter der Maske freundschaftlicher Teil-
nahme abgeschwatzt, um sie dann in schamloser Weise für
seine eigene Inquiry into the Beauties of Painting zu
benutzen. So drängte sich jetzt ein gewisser Carlo
Giuseppe Ratti an ihn heran, um ihm die lliateicizxlien zu
einem Leben Correggids zu entuenden, aus denen er
dann 1781 ein völlig tinselbstänrliges, aber Mengs mit
keinem Wort erwahnendes Buch fabrizirte. Wenn trotz
dieser Niedrigkeiten Mengs Werke unverfälscht auf die
Nachwelt gekommen sind, so hat er das nur der Sorg-
falt seiner Freunde, vor Allem Azara's zu verdanken.
Einen Wirklich verständnisvollen Macen fand der
deutsche Maler in dem Papst. Clemens ergriif sofort die