Erster
Abschnitt.
von einem Palast zum andern trugen, konnten wohl Auf-
stöberer, Sammler, Ciceroni werden, und wenn sie einmal
zu Würden und Reichtümern kamen, günstigsten Falls
Mäcene wie der Cardinal Albani; aber sie konnten sich
nicht der strengen Wissenschaft zuschwören und noch
weniger in dieser Wissenschaft Könige werden. Rom
war damals nur dazu angetan, diese strenge (iöttin als
ein fremdartiges, erhabenes Wesen anzust-aunen und auch
ihren Priester fast als gottgleich zu verehren; aber selbst
wandte es sich lieber dem Dienste der märchenhaft iabn-
lirenden Göttin zu und mengte ihre bunten Verkün-
digungen gern in die nüchternen und ernsten Sprüche der
anderen. Nordische Forscher, die mit echtem und ernsteni
Wollen Winckelmaiins Werk hatten fortsetzen können,
Weilten damals nicht in Rom. Und der nächste Freund
des Verstorbenen, der zwar nicht (äelehrttzr, aber als
denkender Künstler allen Ergebnissen Winckelnianns mit
Spannung gefolgt war. Rafael Mengs, lebte schon seit
längerer Zeit in Madrid und schien von dem spanischen
Hofe gänzlich gefesselt.
Trotzdem konnte nicht die Rede (lavon sein, ilass
Winckelmanns Werk tatsächlich verlassen werden wäre:
zu mächtig War die Kraft gewesen, die er eingesetzt. zu
glänzend das Ergebnis, als dass es nicht mitgewirkt
hatte. Die Anfange eines grossen Meisters zur V0llendung'
zu führen, ist unendlich schwer und wird selten gelingen;
aber was er schon in lebhaften Gang gebracht, erhält
sich auch ohne ihn in diesem Gang, eben durch die
Trägheit der Umgebung, die gar nicht die Selbständig-
keit laesitzt, sich dem was er in Bewegung gesetzt, ent-
gegenzustellen.
„S0 lebt er auch nach seinem Tode fort,
Und. ist unsterblich, weil er lebte;
Die gTosse That, das schöne Wort,
Sie strebt unsterblich, wie er sterblich strebte."
Papst Clem ens XIII. war nichts
Mäcen der Wissenschaften und Künste
Weniger als ein
aber er hatte