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Schluss.
Entfaltung der Kunst hätte geschehen müssen! Und wo
schienen die Bedingungen dazu mehr vorhanden als in
dem damaligen Rom. in welchem der Geist des Altertums
den nordischen Ankömmling, ungehemmt, durch moderne
Eindrücke umschwebte, und in ihm jene so oft uns be-
geistert geschilderte Empiintlung' der Freiheit und F reu-
digkeit erzeugte! Aber nach der kurzen. zweiten franzö-
sischen Herrschaft wurde Rom ein anderes; aus der antiken
heiteren Stadt. wurde eine katholische. in welcher zuerst
sich die allgemeine Wiedererstatrktiiig des Katholizismus.
besonders seit der Erneuerung; des Jesuitenordens fühlbar
machte. Ist es ein Zufall. dass jene Periode klassischen Kunst-
lebens in Rom gerade zwischen die Aufhebung: des Ordens
durch Clemens XIV. und seine Wiederherstellung; durch
Pius VII. fallti? Wenn auch kein Causalzusammenhang
hier obwaltet, so doch ein einheitlicher kulturhistorischer
Prozess, der seine Symptome auf künstlerischem wie auf
kirchlichem Gebiet erkennen lässt.
Es ist nicht unsere Aufgabe. die nun sich ent-
wickelnde katholisch-romantische Kunst zu schildern; wir
scheiden hier von dem deutschen Kunstleben Roms. in-
dem wir mit voller Ueberzeugung aussprechen, dass eine
Kunstepoche, welche von so reiner Begeisterung für die
höchsten Ziele künstlerischen Schaffens erfüllt war. wohl
augenblicklich verkannt werden, aber niemals ihre be-
lebende und erhebende Kraft für den. welcher sich ihr
hingiebt, verlieren kann.