letzte
Die
Periode,
klassismel"
Kunst übung.
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dass diese Gesichtspunkte schon einem tatsächlich gemalten
Bilde entnommen wurden; wenn auch der Maler nicht ab-
sichtlich (larin jenen 'l'endenzen gefolgt war, so war er
doch unbewusst ihnen unterlegen, die damals schon im
Stillen g'evii'altig' der nach Aussen noch mächtigen klas-
sischen Kunstübung' den Boden untergruben.
Die ersten Künstler, welche in Rom sich bewusst
und absichtsvoll dem romantischen Kunstitleal zmvaiidteii,
waren die Brüder li'ranz und Johann Riepen-
hausen. Auch sie waren noch in den klassischen
'l'raditionen auigeiwichsen, hatten in (äöttingen 'l'ischbein's
I7nterricht empfangen, und hatten sich 1805, noch nicht
zivanzigjährig; mit Glück daran gemacht, eine von Weimar
aus gestellte Preisaufgttbe zu lösen: die Wiederherstellung
der uns nur durch Pausanias Beschreibung" bekannten
Gemälde Poljrgfnofs. Aber gerade aus dieser, bis zu
voller Abhängigkeit, bis zum blossen Naehsehaffen ge-
triebenen Beschäftigung; mit der Antike ergab sich ein
plötzlicher, radikaler Ihnschlatg ihrer Interessen und Be-
strebungen. Als sie 1806 nach Italien luunen, erfassten
sie die neuen lilindriicke schon klosterbruilerhaft. Gleich-
zeitig erschienen ihre Zeiclinungvan zur Genovefa-Sztge,
welche ganz unmittelbar in die ronutntischie Stoff- und
idnujifindungswelt hineinfühiten. Auch zu den Bildern,
mit welchen sie für die deutsche Nationailkirche in Rom,
St. Maria delllAnima, betraut Wurden, wählten sie ilicht
biblische, sondern mittelalterliche, legendäre Motive. Ihre
Werke fanden jedoch nur miissigven Anklang", da ihre
produktive Kraft nicht gross war. Verdienstlicher waren
die Bemühungen, welche sie der Erkenntnis der älteren
italischen Kunst. besonders des (Quattrocento zuwandtcn.
Wir haben schon früher Idrietlrich Bury und Heinrich
Meyer solche Studien beginnen sehen, welche lllantegna
und MELSRCCIO. sowie den umbrischen lllalern zu Gute
kamen. Immer eifriger wurde seitdem diese Interesse
gepiiegt. Den Anstrengungen der Riepenhausen gelang;
im Vatikan die völlig' verschollene Laurent-iuskapelle
mit den Fresken ldiesoles wiederaufzuiinden. Sie gaben
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