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Einh
itung.
dein er sich ein neuer Mensch geworden iiihltr-z, auch
andere hineinzuziehen. 2)
Freilich war die Lebenszeit, Welche ihm in Boni als
Ersatz für langes, heisses Sehnen und Bemühen endlich
vergönnt war, doch zu kurz als dass er selbst noch die
Saat, welche er ausstreute, recht aufgehn sehen konnte.
Erst nach seinem Tode begann das grosse Zuströmen
der Deutschen nach Rom. Mengs, welcher Idiiiickelinann
um elf Jahre überlebte, durfte es noch sehen und sich
an der Zahl der Schüler und Nachfolger erfreuen; be-
sonders wirkte dazu auch die Gunst mit, welche Clemens
XIV. (seit 1769) den Künsten zuwandte, während sein
Vorgänger Clemens XIII. ihnen wenig Interesse geschenkt
hatte. So ist die Tllatigkeit llünckelmainifs in Rom nur
eine vorbereitende für die Periode, welche wir schildern
wollen; aber sie ist es in giumdlegender Weise, in ent-
scheidendem Masse.
Was die Zeitgenossen von Winckehnann empfingenqvar
freilich nicht das, was seine Bedeutung für uns hauptsächlich
ausmacht und seinen Namen als eine Grösse des Geistes
auf die Folgezeit bringen wird. Das Lebenswerk "Winckel-
n1ann's ist seine „Geschichte der Kunst des iältertums",
und sie stellt ihn unter die grossen Männer, welche (lei-
historischen Erkenntnis ganz neue Gebiete mittels ganz
neuer Methoden erschlossen haben. Wie er aus dem g'rosse11-
teils minderwertigen Material von Skulpturen, welches
Rom darbot, die Entivickelung" der griechischen Kunst
in ihren Hauptzügen zu erschliessen gewusst hat, ist
eine der höchsten Leistungen produktiver Geschichts-
forschung: Aber nicht diese wirkte in erster Linie auf
die Mitwelt. Diese historische Erkenntnis war doch mehr
nur dem Gelehrten zugänglich, und sie hatte zudem nach
den Gesichtspunkten, die sie selbst aufstellte, weit mehr
nach Griechenland als nach "Rom hinführen müssen.
Womit Winckelmann wirkte, war zunächst das Beispiel
seines eigenen Lebens: seine römische Existenz und das
unendliche Gefühl des Glücks, das sie ihm schuf, und es
war ferner etwas, was gerade heute ziufs schärfste an-