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Neunter
Jschnitt.
ihre Tage durch ein glückliches Geschick. noch bevor
die neue Richtung des Geschmacks den Sieg" gewonnen
hatte. Gleichfalls im Jahre 1807 starb in Florenz der
typische Vertreter der älteren Landschaftsmalerei, Ph i l i p p
Hackert.
In dieser Knnstgattung" hielt Rein hart kräftig" das
Scepter in der Hand. Seine energische und znverlassigwe
Persönlichkeit bewirkte, dass sich jüng-ere Genossen leicht
mn ihn sammelten und ihn als ihren Führer betrachteten.
Auch Frau von Humboldt -fand in seinem Wesen etwas.
Was unmittelbar Vertrauen erwecke; seine „einfache,
stille und derbe" Art waren ihr sympathisch. Aber trotz
seiner dominirenden Stellung wurde an seinen Bildern
doch mancherlei getadelt; es gab Ausländer. deren weichere
und gefalligere Kunst mehr tlefallen erregte, als die
knorrigen Wälder des biederen Deutschen. Da war der
Belgier Denis („ein Wenig Charlatarrt, meinte die geist-
volle Beurteilerin), dessen leere, auf den Effekt be-
rechnete Bilder sehr viel Glück machten; ferner der
Schotte W allis, der in verschwvommenen, ossianischen
Landschaften" excellir-te, eine gerade in Rom sehr auf-
fällige Manier; da Waren die Holländer Voog d und
(seit 1805) Verstappen, welche beide grosses Ansehen
genossen; die Biltler des letzteren fand Frau von Hum-
boldt tief empfunden, rührend, poetisch, und doch nicht
Weniger Wahr. Es mochte aber bei diesem Urteil Wohl
einige Weibliche Sentimentalität mitwirken; wenn im
Gegensatz dazu Reinharts Bilder "kalt" genannt Werden,
so ist das jedenfalls kein gerechtes Urteil. Wenige Jahre
früher hatte sie treffender sich geaussert; es sei umnügw
lich schönere, frischere, Vollere und doch dabei durchsichtige!
Bäume zu sehen, als in Reinharfs Bildern; alles sei nach
der Natur studirt, kein Detail frei erfunden. „Seine
Bilder haben dadurch eine Wahrheit und eine Fülle, die
unbeschreiblich ist. Sie beruhigen, Wie das Bild der
Natur selbst es thut." Als fähiger Nachfolger schloss
sich an Reinhart Martin Rho den aus Cassel an. Auch
St eink 0 p f aus Württemberg, Gra s s aus Livlalnd, früher