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Neunter
Abschnitt.
logische Vor-stellnlig: Beide Werke bezeichnen den Höhe-
punkt des künstlichen, gewaltsamen Antikisirens. im
Gegensatz zu dem organischen und innerlich wahren Er-
arbeiten und "Dunzhprobein" (ler zmtiken Kunst (Iurch
'Ji'1101-w'aldsen.
Von andern Bildhauern der Zeit sind besonders
Rauch und IPriedrich 'l'ieck zu nennen, welche beide
in jenen Jahren ihre hohe Schule in Rom tlilrchmachtten,
ivenn auch unter sehr verschiedenen V0rbedi11g'i1ng'ei1.
Tieck (1776 geboren) war schon ein angesehener Künstler,
der in Paris mehrere Jahre gearbeitet und den grantl
prix gewonnen hatte. Er war dort mit Humboldts he-
kannt werden, hatte spätler in Weimar mit Goethe ver-
kehrt. auch eine Büste von ihm entwerfen, die er nun in
Rom Vollendete. hlit gmsser Sicherheit des Auftretens
begabt, hatte er dort in dem geistig belebten Kreisae
schnell eine bedeutende Stellung; sich errungen. Ganz
anders stand es mit Rauch, (wbgjleich er mit Ülieclt fast
gleichalterig war. Ihn hatten unglückliche Lebensver-
hältnisse lange Zeit verhindert, die Kraft, die in ilnn
schlummerte, zu erwecken, ja fast, sie auch nur zu er-
kennen; die Gnade der Königin llqouise hatte endlich
dem Lakaien die Möglichkeit gegeben, in (las Land der
Kunst zu ziehen und (lnrt seiner Lebensautgatbe zu lebelt
Die Humboldtsche Familie nahm den interessanten, auch
durch ungewöhnliche Schönheit ausgezeichneten jungen
Mann wie einen Hausfreund auf; mit Humboldt selber in
archäologische Studien vertieft, mit seiner (iattin und ihren
Freundinnen, wie Friederike Brun, tin äisthetische Be-
trachtungen eingesponnen, liess Rauch seine ersten
römischen Jahre wie Ülhorwaldsen ohne sehr grossen (ic-
winn an positivem Schatten verstreichen, aber um sm
mehr sie an ihm arbeiten, lautern und umwandeln. Eine
schöne Statue von Humboldts ältester Tochter stammt
RUS
dieser
Zeit.
Kzmroline
erteilt
ihren
Briefen Rauch
(lieselhen. Lobsprüche, wie 'l'h0rwaldsen und rühmt auvh
seine Basreliefs. Ein besonderer Giinsti1ing' von Friedrike
Brun War der Schweizer Bildhauer Heinrich Keller,