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Siebenter
Alnsvhnitt.
Prinzen August von England fanden sie statt: etwa
dreissigg; Zuhörer, Künstler und Gelehrte, fanden sich ein.
Der enthusiastische Verehrer Kaufs und Bekenner seiner
Lehre hofft von der letzteren nicht nur „bestim1nte Prin-
zipien einer philosophischen Kunstkritvik", sondern sogar
die fördernde Kraft einer neuen grossen Itiunstepoche.
Wenn die Kunst in Griechenland „durch Xatur", d. h.
(lurch unbewussten Trieb der Menschen, ein Wesentlicher
Bestandteil der Kultur g-ewesen sei, so werde sie sich
heute aus ihrer Versunkenheit in handiverksmassige oder
blos luxusbeförtlernde [lebung wieder erheben, durch
,.Yernunft"t, d. h. durch bewusste, von Kant begründete
Schützling: lind schon sieht er einen neuen Kunst-
geschmack wirksam werden: für die Landschaftsmalerei
in Beinhart, für die Menscl1endarstellung' in Carstens.
Wichtiger jedoch als diese Vortrage wurde für Car-
stens die ausführliche Besprechung; welche Fermmr in
Wielands „llllerkur" seiner Ausstellung widmeteV) In
dieser waren scnvohl die einzelnen Arbeiten von (farstens
mit liebevollstem hlingehen beurteilt, in der Art, wie
eben nur der verständnisvolle Freund zu urteilen ver-
mag; und es war zugleich der allgemeine Fortschritt, der
(lurch Carstens bezeichnet wurde, so kräftig hervorgehoben
und so volltönend verkündet, (lass die anderen deutschen
Künstler in Rom daneben in Ilnbedeutendheit versanken.
Die Wirkung au der entscheidenden Stelle in Deutsch-
land war die gehoffte. Mit dem preussischen lllllliSilßfilllll
war Carstens schon vor seiner Ausstellung in einen
schlimmen Streit verwickelt gewesen. Der äussere An-
lass war dadurch gegeben wortlen, dass Oarstens nicht
häufig; genug ilber seine Tätigkeit berichtete und auch
keine Probestücke seiner Arbeit nach Berlin einsandte.
Der tiefere Grund aber lag in der verschiedenen Auf-
fassung; des ganzen Verhältnisses, die wir früher schon
schildert-eh. In ächtem Büreaukratenton hatte der
Minister an Carstens geschrieben: „In der Erwartungz
der Herr Professor (Tarstens werde von nun an von seinen
Arbeiten einsenden, und Auskunft über die zweckmässige