Volltext: Deutsches Kunstleben in Rom im Zeitalter der Klassik

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Siebenter 
Abschnitt. 
und sich zugleich als natürlich und als erhaben erwies. 
vaEr war", sagt sein Biograph, „bei jeder Gelegenheit. 
wo er Menschen tätig und handelnd sah, desto aufmerk- 
samer auf Bewegung und Ausdruck; und in dieser Hin- 
sicht war Rom, wo ein kunstsinniger Beobachter keinen 
(lang; durch die Strassen machen kann, ohne auf eine 
Menge malerischer Bilder aller Art zu stossen, für ihn 
die vortrefiiichste Schule der Kunst." Dass aber die, 
welche er verachtete, nun auch an dieser seiner Manier 
die schärfste Kritik übten, kann nicht verivundern. Sie 
nörgelten an den Einzelheiten seiner Arbeiten herum. 
welche sie als Ganzes nicht zu beurteilen im Stande 
waren, und da. sie in der Tat manches Mangelhafte finden 
konnten, so trösteten sie sich bald über die einsame 
Strenge dieses Sonderlings, welcher in Wirklichkeit. 
weder zu zeichnen noch zu malen Verstünde. 
Uebrigens erlitt das Kunstleben Ronrs bald nach 
Carstens Ankunft einen fürchterlichen Stoss, welcher an 
den Einzelnen die grössten Anforderungen in Hinsicht 
der Ausdauer und Zähigkeit stellte,  dem aber, der 
diese Bedingungen erfüllte, freiere Bahn und sicherern 
Erfolg gab. Es war die erste Wirkung der fran- 
zösischen Revolutionsereignisse, welche nach 
Rom hinüberdrang; und auf welche dann spaterhin noch 
so viele andere erschütternde Stösse folgten. Die Mass- 
regeln der französischen legislativen Versammlung", welche 
sich gegen die katholische Kirche und ihre Priester 
richteten, die Auferlegung des staatlichen Eides und die 
Absetzung der eidverrveigeinden Priester wurden in Rom 
wie eine Kriegserklärung empfunden, und die Kurie selbst 
sah es nicht ungern, wenn der Klerus das römische Volk 
gegen alles, was französisch hiess, zur Wut anstachelt-e. 
Das gelang nur zu g-ut, und auch andere Fremde hatten 
(larunter zu leiden. Die französischen Künstler sahen 
sich gezwungen Rom zu verlassen. Einen anschaulichen 
Bericht der wilden Szenen, welche sich abspielten, hat 
uns Bury in einem Brief an Goethe hinterlassen. Das 
Volk, heisst es da, wolle mit aller (S-ewalt, keinen Fran-
	        
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