au-stenä
römische
xVirksalnkeit
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ein. Mann wie Carstens, dem stets das höchste Ideal
vorschwebte, nur ein sehr strenger Richter sein, und
wohl deshalb ist er, obgleich persönlich anspruchslos und
ntttürIich, doch mit Wenigen in ein gutes Verhältnis ge-
kommen. Eine grosse Rolle spielten, als er in Rom ein-
traf, die Franzosen, Welche wie wir wissen, ganz unter
dein Einüuss David's standen. Sie konnten trotz ihrer
Verdienste einem (Älarstens nicht genügen, der mit ganzer
Seele aus dem (fonventionellen heraus nach Freiheit rang.
Des Marees, Girodet, Gauffier, Gagnereaux genossen ein
gewisses Ansehen, konnten sich aber aus der Steifheit,
welche den Nachfolgern von David eigentümlich ist, nicht
befreien, mochten sie nun antike Stoffe behandeln wie
Des Marees in seinem "sterbenden Pindzir", oder biblische
wie Gauffier in dem zierlichen Bilde von Jakob und
Labans 'l'öchtern. Lebendig und gefällig malte zur
selben Zeit die Madanie Lebr u n, deren Selbstporträt 9)
das Entzücken der Mitwelt erregte und noch jetzt in
vielen Nachbildungen verbreitet ist; aber die kokette
Absichtlichkeit. welche ihm aufgeprägt ist, konnte (Tar-
stens ilicht entgehen und musste ihn abstossen.
Unter den deutschen Künstlern konnte Carstens den
Bedeutendsten, den wir vor ihm in Rom angetroffen
haben, Trippel, noch gerade kennen lernen; aber leider
nicht mehr lange genug", um zu einer wahr-haften gegen-
seitigen Anerkennung und Förderung' zu gelangen; schon
1793, in der besten Kraft des Lebens, starb der trelfliche
Bildhauer. Eines seiner letzten Werke war das Grabmal
des Idyllendichters Gessner gewesen. Die römische Luft
und Tradition hatte ihn dabei zuerst auf einen seltsamen
Abweg gelenkt; während (ätessner doch nur als Schrift-
steller im Gedächtnis der Nachwelt fortlebt, hatte dlrippel
ihn als Züricher Landesbeamten auffassen und ihn auf
seinem Grabmal umgeben von altrömischen Lictoren (l)
darstellen wollen. Aber die Besteller -protest.irten glück-
licherweise. und. statt der starren Römergestalten wurden
Tllheokrits Daphnis und Mycon dem schäferlichen Dichter
beigegeben.