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Einleitung.
perikleischen Zeitalters durch einen so weiten Abstand
getrennt sind.
Rom, die an antiken Schätzen, der Masse nach.
reichste Stadt, wurde das natürliche Ziel für die Sehn-
sucht der Zeitgenossen. Und es wäre falsch, wenn man
hierin nur eine Verkünnnerurlg" des Strebens nach dem
Altertum erblicken wollte. Denn Boni hat nicht etwa
nur die Schuld, die griechische Kunst veriiacht und ent-
leert zu haben; es hat zugleich das Verdienst, sie universell
gemacht zu haben. Rom war in der Kaiserzeit (ler
Durchgangs- und Umschmelzungspunkt geworden, durch
welchen griechische Kunsttormen sich über ganz EUTOpü
bis nach 'J.'rier und nach York hin verbreiteten, und es
war ein natürlicher historischer Prozess, dass diese fernen
Länder, um ihr klassisches Erbe zu erneuern und zu
lautern, sich nach dem Ort hinwandten, von dem sie es
empfangen hatten.
Wenn in dieser geistigen und körperlichen Rom-
pilgerschaft die unbestrittene Führung' den Deutschen
zufiel, so war das ausschliesslich die Wirkung' zweier
lilanner, welche ihre Lebensarbeit und ihr Lebensglück
in Rom fanden und damit der nächsten (äeneration die
wirkungsreichsten Vorbilder wurden. Rafael Men gs
und Vilinckelmann, der Künstler und der Kunst-
forscher, sind es, denen diese welthistorische Berleutirng
zukommt, unabhängig: von Ergebnissen ihrer persönlichen
Arbeit. Nach diesen gemessen sind beide sehr verschieden:
VVinckelmann erscheint als ein Genie, welches der histo-
rischen Erkenntnis ein ganz neues Gebiet erschloss;
Mengs als ein Talent, welches durch Fleiss und
Gewissenhaftigkeit seine Werke über die zeitgenössischen
erhob, ohne doch wesentlich Neues zu leisten. Aber
Beide, wie sie durch enge Freundschaft verbunden waren,
sind auch für die historische Betrachtung unzertrennlich,
als Führer der grossen Bewegung, welche alles ideale
Streben der Zeit nach Rom hindannen riss. Beide waren
dorthin noch ohne jene Schwärmerei gezogen, die sie
später empfanden; sie verfolgten besondere Ziele, welche