114
Siebenter
Abschnitt.
bewundert-e, aber auch viel
von Carstens bestimmt ist.
angefeindete
Persönlichkeit
Siebenter
Abschnitt.
Carstens"
römische
Wirksamkeit
1792-
1797.
Asmus Carstens hatte lange Zeit nach Rom als
dem Wunderland, das unerreichbar schien, hingeschaut,
bis es ihm endlich gelang, die Piazza del Popolo zu be-
treten. Schon war er einmal in den achtziger Jahren
als bescheidner Fusswanderer über die Alpen gepilgert,
aber nur bis Mantua und Mailand gekommen; erst 1792
konnte er endlich als schon Achtund(lreissigjähriger in
Rom einziehen. Die verlorene Zeit, die in ilndankbareln
Ringen verbrauchte Kraft war nicht einzubringen. Ein
tragisches (teschick liess den grössten künstlerischen
Genius der Zeit nicht mehr als einen Umriss, eine An-
deutung dessen, was er leisten gekonnt, vollbringen. Aber
die Wirkung wurde gerade durch diese tragische Aureole
noch gesteigert. Mit dem frühen Tode Carstens endeten-
die Feindseligkeiten, welchen er im Leben ausgesetzt
war, und eine ernste, tiefe Verehrung trat an die Stelle.
Gemeine Naturen zahlen mit dem was sie tun,
Edle mit dem, was sie sind:
Dieser Satz scheint auf den schadenden Künstler
keine Anwendung zu haben, da nur das Werk den Mei-
ster loben kann. Und dennoch hat er auch hier seine
Berechtigung. Wie tinendlich viel grösser ist der Einiiuss
Lionardo da Vincfs auf die Geschichte der Kunst ge-
wesen als es die Zahl seiner Werke erwarten liesse?
Der Satz, dass Rafael der grösste Maler gewesen sein
würde, auch wenn er ohne Hände geboren ware, ist
zweifellos richtig; es fragt sich nur, wie er die Welt