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Sechster
AbsClnliff.
wir schon sahen, mit ruhiger Kritik hin: nur der
(Hmliiial Bernis und seine geistvolle, feine Geselligkeit
vermochte sie zu fesseln. Zu dem ehrivürdigjen und zu-
gleich weltmännischen Kirchenfürsten bildete sich ein
originelles Verhältnis, welches später seinen läusdruck in
einem hunioristisch-höflichen Briefwechsel fand. Der Car-
dinal bezeichnet sich darin mit Yorliebe als ,.Bon papa".
ja er unterschreibt sich sogar: De votre altesse serenis-
sime tres-humble, tres-obeissant servitetir et Bon papa.
Le (flard. de Bernis. Bei seinen Soireen wurde die Musik
eifrig' gepflegt, der die Herzogin auch sonst ein lebhaftes
Interesse zuwandte. Die weltberühmte Kirchenmusik
wurde von ihr ebenso aufgesucht wie die Oper und
Operette, und die (leutschen Künstler (lurften ihr sogar
ihre Lieblinge unter den Sängern prasentiren, wie den
Buben Rugantino. Bury zeichnete für sie ihn und den
Buifo (Slioacchino, den die Herzogin für den ersten der
Welt erklärte, „in ihrer interessantesten Action".
Bury, der von den Künstlern am meisten in der Ge-
sellschaft der Herzogin iterweilen durfte, schöpfte daraus
auch Hoffnung, sich einmal der weimarischeli ,.Künstler-
republik" anschliessen zu dürfen, was sich aber nicht
verwirklichte. llleist- war er mit Kopieen für die Herzogin
beschäftigt. Unter den bedeutenderen Kunstleistungen zu
denen ihre Anwesenheit den Anstoss gab, ist zuerst ihr
Porträt von Angelika KautfmannÄs Hand zu nennen, ein
lebendig und mit mehr Frische als sonst der Künstlerin
Art, ausgeführtes Bild. Ein sehr schönes und inter-
essantes, jetzt im Schloss zu Tiefurt befindliches Bild führte
Schütz für die Herzogin aus: unter den uralten (Ülypressen
der wundervollen Villa d'Este bei Tivoli hat die Herzogin
ihre Begleiter und Gäste um sich versannnelt, um einer
XYn-lesung' Herdefs zuzuhören; aus einem Brief der
Angelika, die auch zugegen war, wissen wir, (lass es die
von Goethe übersandten neuen Scenen des Tasso waren.
welche vorgelesen wurden. Das bedeutendste aber, was
für Weimar geschaffen wurde, war Herdei-"s Büste von
Ülrippel, welche der Goethe-Büste ebenbürtig ist. Hit