Volltext: Deutsches Kunstleben in Rom im Zeitalter der Klassik

100 
Sechster 
vsc-h 
nitr. 
Schrift, Welche nur für den (lnrcl1gebi1(lete11 Denker von 
Wert. war, gab Moritz auch eine laopuläre Reisebe- 
schr-eibung" in drei Biindchen heraus. wohl (las bPSItf 
Buch über Italien, das i1n vorigen Jimhrlulndert in 
Deutschland erschienen ist, eine geschmackvolle [Verbin- 
(lnng von eignen Erlebnissen, allgemeinen Kultur- 
studien und verständnisvollen liunsturteilen. Man darf 
an Moritz unbedenklich den höchsten lllasstab legen 
und ihn mit Goethe als Reiseschiltlerer vergleichen. Er 
wird freilich dann zurückstellen müssen, weil ilnn die 
grossartige Offenheit fehlt, welche Goethe's Erzählungen 
stets zu so interessanten Selbstbekenntnissen macht; die 
psgychologische Tiefe ist nicht vorhanden; aber in der 
freien Beobachtung und der lebhaften Darstellung" bratucht 
er den Vergleich nicht zu scheuen. Und herxrorragend 
zeigt er sich, wenn wir ihn mit der gleichzeitigen Durch- 
schnittspublizistik vergleichen. Gleichfalls 1789 liess der 
Maler Robert G rund die Jllalerische Reise eines deut- 
schen Künstlers nach Rom" f) erscheinen. Grund war 
unter seinen Genossen einer der Gebildeteren. Wir hör- 
ten schon früher, dass er sich als Dramatiker versuchte. 
und in späteren Jahren hat er es zum Professor in Flo- 
renz gebracht und ein Buch über die nlllalerei der 
Griechen" herausgegeben; auch dies, bei dem Stand 
der damaligen Kenntnisse (1810) jedenfalls ein Beweis 
von lebhafter Phantasie! Seine malerische Reise aber ist 
ein Büchlein, welches die Durchschnittsbiltlting der Zeit- 
genossen geradezu typisch wiederspiegelt. ßVas man 
nicht dekliniren kann, das sieht man filr ein Neutrinn 
an": dieser geistreiche Vers kommt einem in den Sinn. 
wenn man sieht, wie alles was nicht riniiiscli und nicht 
griechisch ist, für ngothisch" erklärt wird. Derselbe 
Mangel an klaren Begriffen zeigt sich auch in der Na- 
turlretrachtung'; wenn der Reisende die Alpen über- 
schreitet, so passirt er „den durch seine Grösse berühm- 
ten Brennerberg" "l, ohne zu bedenken, dass der Brenner 
nicht ein Berg, sondern ein Pass. und nicht durch seine 
Grtisse, sondern durch seine Niedrigkeit berühmt ist.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.