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Sechster
Abschnitt.
Angelika Kauffmann, wenn auch nicht so masslos ent-
zückt, gaben doch ein günstiges Urtheil ab, und Ange-
lika's grämliclier Gatte, der alte Zucchi, sagte kurzweg:
„Werls Kopie nennt, ist ein Riudviehht Auf jede Weise
wollte nun Bury das Gemälde Goethe ziuvelnleii, der sich
zuerst etwas misstrauisch verhielt; natürlich nicht. ganz
ohne Gewinn, denn er war ein aimer Schlucker. aber
doch für ein Billiges. Er hatte zur selben Zeit nach
seiner Meinung noch ein zweites Prachtstück, einen an-
geblichen ,.Herzog von Urbino" von läaroccio aus dem
Nachlass des (Iardinals Aquaviva an sich gebracht, den
er mit (lerselben Leidenschaftlichkeit ("Jroetthe anpries.
ldntllich wurde die Pieta vom Herzog; von Weimar. der
Bai-occio von Goethe angekauft;
Wenn der gute Bury bald gezügelt, bald zur Ver-
nunft gebracht werden musste, dabei aber seine natür-
liche Freiheit und Uugezivungenheit, immer behielt, so
waren andere in ihrer Verzagtheit und Niedergeschlagen-
heit aufzurichten. Rührend ist die (Toiresponilenz der
zarten Aingelika mit Goethe. dessen Abreise sie um
Iiebensfreutle und Mut gebracht hat, so dass sie nur an
seinen Briefen sich wieder aufrichtet in einem Dasein,
das selbst nach dem Zeugnis des nüchternen Reiffenstein
(lurch die ihres Clatten mühsam und qualeixtl
war. Auiiichttig klingt die Dankbarkeit Rehbergs, wel-
cher in seinem Zerwürfnis mit dem Michel Angele
feindlichen Minister von Heinitz bei Goethe guten
Rath fand, der freilich vor allem die Duldsamkeit em-
pfahl, da. Rehberg nun einmal kein Kunstvgenie war, das
allzu grosse Ansprüche stellen durfte. Ganz und gar
von und in Goethe's (iedanken lebte Heinrich Meyer.
der teils eigene (lompositionen nach Goethe's Rat und
Kritik entwarf und ausarbeitete, theils auch Kopieen mit
grösster Sorgfalt für ihn zuifertig'te. Schutz, der behäbige
,.('vonte"t, wurde in eifrige dlä-tigkeit gesetzt. um Land-
schaftszeichnungen nach Weimar zu liefern; auch für
Goethe's Darstellung des römischen (larneval steuerte er
Bilder charakteristischer lllasken bei. Lips, der Kupfer-