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Fünfter Abschnitt.
Kurze Zeit nach Rehberg" erschien Friedrich Wilhelm
Gmelin in Rom. Er war schon ein gestandener Mann,
der seinen bestimmten Interessen- und Schaftenskreis
hatte, sich auf diesen beschränkte, aber in ihm Tüchtiges
leistete. Er War von Haus aus Iiupferstecher und bil-
dete sich als solcher besonders in der Spezialität der
Landschaften zu anerkannter Trefflichkeit. Er stach an-
fanglich nach Hackerfschen Bildern. wagte sich dann
auch an Meister wie Claude Lorrain, und hat endlich
auch zahlreiche eigne "Prospekt-e" durch den Stich Ver-
breitet. Sein Hauptverdienst lag auch da in der Technik
des Stichs. Die Landschaftszeichnung förderte er nicht
über Hackerfs Standpunkt hinaus. Ein selbständigeres
Talent für die Landscharftsmalerei brachte der Holländer
Voogd nach Rom, der sich ganz den Deutschen an-
schloss und allmählich eine neue Entwicklungsstufe dieser
Kunstgattilng, von der stilvollen, aber oft leblosen Tllotzil-
ansieht zur intimen Detaildarstellung" herbeiführten.
Das Wesentliche, was das römische Jahr l787j8ö
unter Goethe's Aegide für das deutsche Kunstleben schuf,
reifte in der stillen Unterhaltung zwischen dem Meist-er
und seinen treuen Freunden Karl Moritz und Hein-
rich Meyer. Als erste Frucht trat Moritz' 13) Ab-
handlung ,.Ueber die bildende Nachahmung des Schönen"
an's Licht; sie War aus den Ilnterhaltungen mit Goethe
hervorgegangen und wurde noch aus Rom nach Deutsch-
land geschickt, um für die grösseren von Moritz öfter an-
gekündigten und dann wieder bei Seite geschobenen Publi-
kationen über seinen italienischenAufenthalt als Vorspiel
zu dienen. Wir dürfen sie sowohl Wegen ihres Ideen-
gehalts als auch Wegen der treibenden Kraft, die zu ihrer
Ausarbeitung; führte, als ein Werk Goethischen Geistes
ansprechen, freilich ohne in den Einzelheiten der Aus-
führung überall Goethe finden zu wollen.
Moritz hatte schon im Jahre 1785 einen Aufsatz in
der "Berliner lllonatsschrift" xierötfentlicht, in welchem
er den Begriff des Schönen zu entwickeln und besonders
gegen das noch von einem Mendelssohn gehegte Vorurteil