zweiter
Goethe's
Aufenthalt
1787-
Rom
4788.
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durch das einfache, aber ansprechende Grabmal hervor,
welches der Irländer (Hewetson) dem Cardinal Rezzo-
nico, dem Bruder Clelnens des Dreizehnten, in S. Nicole
dei (Tarceri errichtete. Auf dem Sarkophaig" erhebt sich
die naturivahre, zinspruchslose Büste des Verstorbenen;
zu beiden Seiten ruhen ZWBl lebendig gearbeitete Putten,
(ler eine mit der gesenkten Fackel schlafend. der andere
fröhlich eine Fackel emporhaltend mit der griechischen
Aufschrift: ..Er ist nicht gestorben. sondern er schläft."
NVäihrentl aber die Deutschen augenblicklich von den
Künstlern anderer Nationen lernten, waren diese zugleich
noch eifrig beschäftigt, aus den Werken der verstorbenen
grossen Begründer des deutschen Ansehens weitere
Erkenntnis zu schöpfen. 1787 erschien des Spaniers
Azarai Ausgerbe von Mengs" YVerken in neuer Auflage.
von. Fea mit zahlreichen zum Teil wenig angemessenen
Zusätzen vermehrt. Fea, der Winckelmamrs Werke
ebenso behandelte, erntete in den alliemorief" nur ein
etwas ironisches Lob für seine Bemühungen, "gute Bücher
zu verbessern". f) Zu ganz besonders interessanten kri-
tischen Aeusserungen aber gab es Veranlassung, als im
selben Jahre der alte Batoni starb, dessen „höchster
Buhm es war, dass er keinen andern Rivalen hatte als
Mengxsh. Der Cavaliere Boni schrieb das ausführliche
„Elog'i0" T), welches in ähnlichen Fällen sonst nur aus
einer Reihe begeisterter Hymnen in Prosa zu bestehen
pflegte; diesmal aber fand der Verfasser sich doch ge-
nötigt. eine Art kritischer Abwägung eintreten zu lassen,
weil es unmöglich war, von Batoni zu sprechen, ohne
lNIengs zu erwähnen. Die lformel. in welcher er sich
beruhigen zu dürfen glaubte, war die: Batoni habe den
höchsten Gipfel der Kunst auf dem Wege der Natur,
lilengs auf dem der Philosophie erreicht. Es ist nicht
schwer, sich ungefähr vorzustellen, was der nach Un-
parteilichkeit strebende Mann meinte; doch wird uns das
nicht zu der Ansicht bekehren, dass Mengs ein Philosoph
oder Batoni ein frisches Naturkiild gewesen sei. Mengs
hatte die nüchterne Reflexion des Nordländers, Batoni
Harnack, Kunstleben. 8