Fünfter
Abschnitt.
(ioethcis
zweiter
Aufenthalt
in
Rmn
1787
1788.
Es ist nun Zeit. dass wir auch den nichtdeutschen
Künstlern wieder unsere Atufmerksailnkeit znwventlen, ohne
(leren Tätigkeit auch die Arbeit unserer Landsleute nicht
xierständlnvh wäre. In Rom hatte im Jahre 1785 eine
Zeitschrift zu erscheinen begonnen. welche einen litte-
rarischen "Mittelpunkt für die künstlerischen Bestrebungen
aller Nationen zu bilden bezweckte. Es waren die
"lldemorie per le belle arti", die sich freilich nur vier
Jahre lang" erhalten haben. Es muss dies Wunder nehmen,
da die Zeitschrift sich auf's eifrigste bemühte, jede ein-
seitige Auspragi111g' einer bestimmten Richtung zu ver-
meiden, und blos Vertreterin der herrschenden Durch-
schnittsa-nscharlungen zu sein. und besonders alle künst-
lerischen Unternehmungen des Papstes Pins VI. auf's
höchste zu preisen. Vielleicht wurde sie auf diesem
Wege den Zeitgenossen doch bald zu einförmig' und lang-
weilig; für uns ist sie aber gerade dadurch interessant,
dass sie nicht individuell, sondern vollkommen typisch
für ihre Zeit ist. Wir sehen den Zeitgeist in einem
Spiegel oder besser gesagt, in einer Photographie, die
ein wenig' in's Freundliche retonchirt worden ist. Auch
der damalige Italiener weiss schon von dem „erhabeneni'
Klopstock und dem „zarten" Gessner; aber Lessiing und
Herder keimt er nicht. Winckelinann und Mengs sind
immer noch die höchsten (Slenien der Kunst, wenn auch
einzelne Irrtümer ihnen nachzuweisen sind. Die weiteren
lilortschritte der Knnstwissenschaft sind noch unbekannt.
„Der philosophische Geist, welcher unser Zeitalter be-
herrscht", heisst es in der Introduktion, „hat sich auch
auf diese Gegenstände erstreckt, und ein Winckelmalnn,
ein Sulzer, ein Mengs haben das Wesen der Kunst auf