III.
DER
STIL.
"Selbst vollkommene Vorbilder machen irre
G 0 e the, Geschichte der Farbenlehre.
"Hätte man nur, anstatt sein notwendig unerreich-
bares Eigentümliche nachzuahmen, vielmehr seine
Bahn einschlagen wollen
Rumo hr über Rafael.
NACHAHMUNG UND STIL; MEISTERSCHAFT;
KLASSIZITÄT.
AS Wort "Stil" wird in drei wesentlich verschiedenen
y Bedeutungen gebraucht.
greif" Ursprünglich bezeichnete man damit die an einem
Ä 5 Kunstwerk auftretende Erscheinung der Individualität
eines Künstlers (Stil im relativen Sinn des Worts).
Eine individuelle Eigentümlichkeit kann in den Darstellungen aber
nur dadurch erkennbar Werden, dass gewisse F ormelemente derselben
eine bestimmte Gleichartigkeit zeigen, d. h. dadurch, dass an einem
Kunstwerk ein einheitliches F ormprinzip auftritt. Wenn jedoch ein
solches F ormprinzip erscheint, so stammt dasselbe unter Umständen
gar nicht vom Künstler her, sondern aus der Beschaffenheit des zur
Herstellung des Kunstwerks verwendeten Werkstoffs, indem der letz-
tere zu gewissen Prozeduren und infolge dessen zu eigentümlichen
Fonnveränderungen nötigt; ein Sachverhalt, welcher anfänglich über-
sehen wurde. Deshalb versteht man unter Stil in einem weiteren
Sinne überhaupt jedes an einem Kunstgebilde zu Tage tretende
einheitliche Formprinzip, einerlei, wo die Einheitlichkeit ihren
Ursprung hat. Es ist nun aber einleuchtend, dass der Begriff dieser
Einheitlichkeit auch den Begriff einer eigentümlichen F ormveränderung
in sich schliesst, wenn bei Nachahmungen von Naturgegenständen
ein besonderes F ormprinzip erscheint, welches dem Naturgegenstand