DIE SCHÖNHEIT.
tarität, sondern als einstimmige sich darstellen. Unter dem Gesichtspunkt
der Einstimmigkeit wirkende Farben sind zunächst diejenigen,
welche auf einer und derselben Meridianebene der F arbenkugel liegen,
also z. B. Rosa und das entsprechende Dunkelrot (Salmrot und die
gleiche Nüance von Bordeaurot etc.). Damit erzielt man bei einer
gewissen polaren Entfernung der beiden Punkte der Meridianebene
sehr schöne Wirkungen. Ganz oder annähernd dasselbe ist nun aber
auch der Fall, wenn man zwei im Spektrum, also auf demselben
Farbenkreis hart nebeneinander liegende F arbentöne kombiniert. Blau-
grün und Grün gehen gut zusammen, Orangegelb und Gelb ebenso
etc. Brücke spricht hier von "kleinen Intervallen", und vergleicht
die vorliegende Erscheinung mit dem Verhältnis der beschatteten und
beleuchteten Teile von Naturgegenständen. Es scheinen nämlich hier
gleiche Gesetze wie dort zu gelten, sodass die dunklere Farbe die-
jenige Nüancierung der helleren darstellen muss, welche an den Natur-
gegenständen der Schatten im Verhältnis zum Licht hervorbringt.
Eine Schwierigkeit ergiebt sich nur bei Blau und Violett. Brücke er-
klärt dies I) aus der besonderen Kleinheit des Intervalls dieser beiden
Farben auf dem Spektrum, was mir nicht recht einleuchten will. Der
Kontrast kombiniert sich dann mit dem vorhin beschriebenen, z. B.
Dunkelblauviolett wirkt gut mit Rosa. Die Regel für solche Fälle
würde ich am liebsten dahin fassen: die eine Farbe müsse als
Mischung in der anderen enthalten sein.
Was ist nun ausgeschlossen? Es lässt sich meines Erachtens
konstatieren, dass ein gewisses Orangegelb mit Violett oder Purpur
nicht zusammenstimmt (Mennige), ebenso nicht ein gewisses Grün; dass
zu Blau ein gewisses Gelbgrün und Rotviolett, zu Rot ein gewisses
Blauviolett und Gelborange, zu Grün ein bestimmtes Violett und
Orangegelb, zu Gelb Blaugrün und Orangerot, zu Orange Violettrot
und Grüngelb nicht gebracht werden können, ohne das Auge zu be-
leidigen. Betrachtet man die ausgeschlossenen Strecken auf dem
Farbenkreis, so ergiebt sich, dass sie jeweils auf denjenigen Segmenten
liegen, Welche dem auf die zu vergleichende Farbe gerichteten Durch-
messer (annähernd) parallel laufen. Die Lage und Ausdehnung der
ausgeschlossenen Strecken ist ganz und gar verschieden. Es erhellt
aber doch soviel, dass ausgeschlossen oder wenigstens bedenk-
lich für die Anwendung solche Farben sind, welche sich
weder als einstimmige noch als entgegengesetzte zu-