DAS SPEZIFISCH SCHÖNE DER EINZELNEN KUNSTARTEN.
den ist",1) d. h. dass er den subjektiven Ausgleich, welcher in der
Beurteilung des Unschönen als hässlich, des Unsittlichen als verwerf-
lich oder in dessen Verzeihung enthalten ist, schon objektiv im Bilde
selbst feststellt oder anregt. Dahin gehört der Humor. Indessen ist
diese Wirkungsart doch nicht die ursprüngliche und natürliche; das
eigentliche Ziel der Kunst bleibt vielmehr die objektive Herstellung
des Schönen in der Totalanschauung des Kunstwerkes.
DAS
SPEZIFISCH SCHÖNE DER
KUN STARTEN.
EINZELNEN
Man hat vielfach behauptet, dass jede Kunst ein Schönes für sich
habe. 2) Es steht zu untersuchen, inwieweit dies richtig ist.
Das Schöne der Malerei würde hiernach wohl gesehen werden
müssen in der schönen F arbenzusammenstellung, dem schönen Kolorit;
denn sie stellt Farberscheinuilgen dar, und Farbe ist ihr spezifisches
Darstellungsmittel. Allein man versteht unter dem „malerisch Schönen"
ausserdem schöne Massenproportion und Linienbewegung der auf einer
Tafel zur Erscheinung gebrachten Gegenstände; denn dieser sinnliche
Eindruck kommt bei Betrachtung eines Gemäldes gleichfalls unum-
gänglich zustande. Man gelangt infolgedessen sogar dazu, als „male-
risch schön" gerade solche Gegenstände zu bezeichnen, bei denen
wesentlich nur die letztgenannten Faktoren der formellen Schönheit
mitsprechen, nicht aber Farbe. So nennt man „malerisch schön" die
nicht durch Symmetrie, sondern durch Massensubordination wohl-
geordneten Gebäude. Eine solche Verfassung derselben kann aber
hinwiederum gewiss nicht deshalb verworfen werden, weil jene Schön-
heitsgesetze auch in der Malerei gelten oder weil wir den entsprechenden
Eindruck "malerisch" nennen. Für die Skulptur gelten sie gleichfalls
und sind sogar von höherer Bedeutung als für die Malerei, weil sie
hier für jede Seite der Betrachtung ins Spiel kommen, während die
Malerei nur auf einer einzigen Fläche wirkt, welche der Maler sich
1) Die Ausführung Rumohrs, welcher diese ausgezeichnete Bemerkung ent-
nommen ist (S. 155 a. a. ist im Ganzen genommen nicht ebenso treffend.
2) Dazu wurde mitunter noch die weitere Behauptung gefügt, dass eben dieses
SChöne der Kunstart Gegenstand der Betrachtung sei. Man sieht sofort, dass es die
Vereinigung verschiedener Künste in einem Kunstwerk ist, welche hievon betroffen
Würde. Wir werden jedoch nur die erstere Behauptung zu erörtern haben, da. mit
deren Verneinung die zweite von selbst wegfällt.