34 n. DIE SCHÖNHEIT.
Idealität und das höchste Wohlgefallen durch Realität zusammentreffen.
Wir nennen sie Typen, und solche oberste Artideen sind die anthm-
pomorphen Götter!)
Ein altes Schlagwort besagt, Schönheit sei Einheit des Mannig-
faltigen. Ich halte diesen Satz, als allgemeine Definition des Schönen:
für wenig glücklich und in vielen Anwendungen falsch, kurz für ein
rechtes Schlagwort?) Aber er leidet ohne Zweifel Anwendung auf
das organisch Schöne. Denn im Organismus besteht Einheit seiner man-
nigfaltigen Teile; was diese Einheit schafft, ist eben nur der Zweck,
ohne welchen zwischen dem Bein und dem Arm eines Menschen keine
Beziehung, ja nicht einmal ein äusserlich formelles Merkmal der Einheit
"dieser Mannigfaltigkeit bestände. Es ist nun klar, dass auch allein
durch das Zweckmässigkeitsgefühl die Idealbildung ermöglicht wird.
Dienn wenn wir im Besitze des Prinzipes des Organismus sind, so
zwwwß-"fr
Dass das Charakteristische durch Realität gefällt, finde ich bei Rumohr be-
Istvatigtgindenx sich ihm (z. B. S. 145 a. a. O.) das Realistische unter der Hand in das
{Charakteristische verwandelt. Fechner (a. a. O. II, S. 64) ist auf demselben Wege.
"Häiitmärkilüsletztnm (a. a. O. S. 376 Anm.) entgegen, nicht in "Naturtreue" sondern
"iääl dfelriuNotkvkä-iidligkeit der Individualisierung" sei das Charakteristische begründet.
EhNaturtrehe" ist Juni freilich kein glücklicher Ausdruck; es handelt sich um die
pveutlichkeit. dgerylärscheinrrng einer vorausgesetzten Vorstellung. Aber woher stammt
jdenhny; der Individualisierung, nämlich eine ästhetische Not-
vsiendiglgeit? vianfni listgdie Individualisierung schön? Das Individuelle ist der Aus-
Lebeiisiriialztrlieitz bei dessen gänzlichem Fehlen die Erscheinung zum
lläereääitsäherrfenilherabsinlat?
Wliifizyid allen "rhöglielieartisthetischen Ausführungen treibt es seinen Spuk und
1v1ät1eitet'Lzüßlfxrugsuchlüsxäeh undläPhantasmagorien. Obgleich Moritz Carriere (Ästh. I.
ksfgäg deiygixlgäudßjzugiebt: dies sage? noch nicht alles, so zieht es sich doch durch
seinganzesiyerkgia? esbildet geradezu den Zielpunkt desselben. NVenn aber, wie
"feststeht; dasllschöine iinwgbairz {verschiedenartige Gebiete zerfallt, so ist klar, dass
iexiieitlmiSaizbinljieidäi-n derselben einen _a1'idere11 Inhalt bekommen müsste. Ad. Göller
(gZür {Ästhetrikrhidetilkrcliitekttirmg-ßätiuttgart1887 S. 144) äussert desshalb mit Recht,
lernsetze-aiiidieStellef einerwUnbekämnten n-nr eine andere. Bemerkenswert ist, dass
(schon Selylleiernrakchei dieselbem Meinung'_l1a_tte. (Vergl. dessen "Ästhetik" Berlin
ist zuzugeben, dassHEinheVit-imrner etwas Schönes ist; auch, dass
lgllaniiigifaltigkyeit arigeirehmlwirke "inr Gegensatz zu Öde und Armut. Allein dies
irid iiiririsichßbestehende Thätisaicliexiiiilxlach Aufstellung jenes Satzes müsste man
ereilte-lesen, gemeint seil Für Kant ist die Einheit der
Mitnigfaltigkeitj die Zweckmassigkeit der Naturßin ihrer Mannigfaltigkeit, also das
jlfgipzlp jigsglweckesj auf die Erscheinungen a. O. Ein.
leitung IV Abs. 4). Der Schritt von da. zum organisch Schönen ist ein kurzer
Ebenso, wenn Lessing sagt (Laokoon XX): "Körperliche Schönheit entspringt au:
deiilüber'einstiinmenden'Wirkung mannigfaltiger Teile, die sich auf einmal übersehe!
lassen."