DIE
SCHÖNHEIT.
DIE
VERSCHIEDENEN
BEZIEHUNGEN
DER
SCHÖNHEIT.
F7, URCH das Prinzip des Idealismus wird die Erzeugung von
e?) i) schönen Erscheinungen von der Kunst gefordert. Es ist
[l selbstverständlich, dass es dabei nur auf den einheitlichen
Ä Gegenstand ankommt und dass übrigens jedes beliebige
Hässliche dargestellt werden kann, sobald es nicht auftritt als eigent-
licher, resultirender Gegenstand der ästhetischen Betrachtung, sondern
einem schönen Resultat dient. Letzteres pflegt namentlich im Verlauf
von Handlungen der Fall zu sein.
Das Schöne besteht in einer Befriedigung der beim un-
mittelbaren Anschauen einer Erscheinung beteiligten Seelen-
kräfte durch das blosse Anschauen. Die Art der Befriedigung
ist eine verschiedene je nach der Beschaffenheit der in Betracht kom-
mendenSeelenkräfte; durch blosses Anschauen und bei unmittelbarem
Anschauen aber muss sie sich in jedem Falle erzeugen?) Naturgemäss
1) Unter "unmittelbarem Anschauen" verstehe ich eine von allem Reflektieren
freie Anschauungsform.
C. F. v. Ruhmohr sagt (S. 7 a. a. „Es ist das Unterscheidende der bil-
denden Künste, nicht in Begriffen, sondern in Anschauungen aufzufassen, und
das anschaulich Aufgefasste so darzustellen, dass solches ohne alle Zuziehung von
Thätigkeiten des Verstandes unmittelbar durch die Anschauung auch von anderen
erfasst werden könne." „Also ist mir bildende Kunst eine dem Begriffe, oder dem
Denken in Begriffen entgegengesetzte, durchhin anschauliche, sowohl Auffassung als
Darstellung von Dingen, welche unter gegebenen oder unter allen Umständen die
menschliche Seele bewegen etc." Diese Unterscheidung ist ohne Zweifel zutreffend.
Aber "Anschauung" ist dabei in einem engeren Sinn genommen, indem darunter nur
die Thätigkeit des äusseren Sinnes begriffen ist. Die Poesie muss sich allerdings
des Vehikels der Begriffe bedienen; allein dieselben sind doch nur ein Vehikel für
zu erzeugende anschauliche Vorstellungen. Dies ist der Fall, wenn sie durch Be-