ARCHITEKTUR.
höheres Formprinzip gemeinsam haben, wie z. B. der deutsche und
italienische Renaissancestil und der Rococostil. Mehrere Zimmer in
verschiedenen Stilen zu dekorieren rechtfertigt sich daraus, dass hier
getrennte Raumeinheiten vorliegen von verschiedener zwecklicher Be-
Stimmung; aber eine Verwandtschaft aneinanderstossender Räume wird
doch erfordert sein. Über all dieses lassen sich nicht leicht im Voraus
allgemeine Regeln aufstellen; wir müssen es bei der Feststellung des
Prinzips bewenden lassen, Welches dem Künstler verhältnismässig grosse
Freiheit gewährt, wenn er dasselbe mit Meisterschaft und die Formen
der verschiedenen Stile nicht als historische Dogmen handhabt.
VERHÄLTNIS
DER
GES CHICHTLICHEN
BAUSTILE
ZUR
IDEE.
Unsere Aufgabe wäre nicht vollständig erledigt, wenn wir nicht
noch durch eine vergleichende Kritik der verschiedenengeschichtlichen
Baustile zu einer Prüfung der Stichhaltigkeit der vorgetragenen Lehre
Gelegenheit gäben. Nur dadurch wird es auch möglich sein, ein prak-
tisch brauchbares Resultat derselben zu erlangen. Während sich die
Kunstgeschichtsschreibung damit begnügen mag, eine blosse Dar-
stellung der Eigentümlichkeiten jedes einzelnen Baustils zu geben,
sind wir veranlasst, das jeweilige Verhalten derselben zu der einen
Idee der Artefakte wenigstens in den hauptsächlichsten Punkten zu
bestimmen.
Ägypiezz.
Die Ägypter fassten die Architektur auf ihrer künstlerischen Seite
als eine nachahmende Kunst auf. Diese handgreifliche Thatsache
wurde von den namhaftesten Historikern bis jetzt kaum beachtet, ob-
gleich sie für das Verständnis des Stils entscheidend ist, 1) und zwar
1) Schnaase und v. Lützow (a. a. O. Bd. I, S. 332) begnügen sich damit,
auf die nachahmende Beschaffenheit der Säulen kurz hinzuweisen; Lübke (Gesch.
d. Arch. 1875, S. 21) bemerkt die Nachahmung von aufgespannten Teppichen an der
Mauerßäche wohl, aber er würdigt sie nicht in ihrer allgemeinen und entscheidenden