218
DIE
ARCHITEKTUR.
dieser Umstand ist ästhetisch irrelevant und zwar glücklicherweise
irrelevant, da er zu einer bedauerlichen und nicht sehr religiösen Öde
des Gotteshauses führen würde. Dass man sich bei der Erbauung von
Synagogen maurischer Stilformen bedient, entspricht der orientalischen
Herkunft des jüdischen Volkes und dem orientalischen Charakter seiner
Religion.
DIE
EINHEIT
DER
ARCHITEKTURNVERKE.
Die ozgaxzisckzforuzelle Ersclzeväzung der Einlzeizi
Jedes Artefakt hat
tisch erkennbar werden
eine individuelle Sonderexistenz, welche
muss. Diesem Erfordernis wird bis zu
ästhe-
einem
gewissen Grade genügt durch die Erscheinung des organischen Zu-
sammenhanges der Glieder; indessen muss notwendig das Ganze auch
eine formell einheitliche Ordnung annehmen.
Das nächstliegende formelle Ausdrucksmittel der Einheit, Abge-
schlossenheit und Zusammengehörigkeit in sich, welches hiefur zu Ge-
bote steht, ist die Symmetrie. Wie bereits früher entwickelt worden
ist, wirkt die Symmetrie auf den Beschauer durch die Wechselbeziehung
der Hälften um eine in der Mitte liegende senkrechte Achse. Aus der
elementaren Natur der Symmetrie ergiebt sich, dass bei solchen
Kunstorganismen, welche einen hervorragend einfachen
und damit mächtigen Eindruck erzeugen sollen, wie es bei
monumentalen Bauten der Fall ist, die symmetrische Erschei-
nung als die angemessene gefordert werden muss. Wenn
zwar es noch andere Mittel geben kann, um die Einheit eines kos-
mischen Gebildes in dessen Gesamterscheinung auszusprechen, so werden
dieselben doch jedenfalls weniger deutlich für das Bewusstsein des
Beschauers, weil sie eben kompliziertere sind!)
Die Achse der Symmetrie, die gedachte Linie, um welche die
I) Auch die Einheit eines Gemäldes kann durch dieses architektonische Mittel
besonders betont werden; allein die Symmetrie ist geradezu unmalerisch, weil der
Freiheit der nachgeahmten Gestalten sofort widersprechend; denn ein Bild ist kein
organisches Individuum, wie ein Gebäude. Fra Bartolomeo und Rafael haben sich
noch sehr enge an die symmetrische Darstellung angeschlossen. An ihre Stelle tritt
bei Niederländern wie Wouwerman die Centralisation der Farbenwirkung.