DIE NACH AHMUNG.
Verstandes natürlich nicht aufgehoben
kann. Eine wesentliche Verletzung des
oder ausgeschlossen werden
Gesetzes der Identität muss
oder möchte es wenigstens sein. Hartmann bekämpft die Vertreter der abstrakten
Universalidee. Allein die wichtigsten, welche er so bezeichnet, schwanken hin und
her zwischen dieser und der von uns als platonische Idee bezeichneten. Schopen-
hauer erblickt zunächst in den Kunstwerken immer wieder den Willen, die Welt-
seele und die wahre Einheit zwischen Subjekt und Objekt, als eigentlichen Gegen-
stand der ästhetischen Anschauung. Insoweit ist er Abstrakt-Idealist, entsprechend
der Hartmannkchen Klassifikation. Weil aber die Weltseele in jedem Dinge erscheint
und jene Vereinigung von Subjekt und Objekt jedem Dinge gegenüber vollzogen
werden kann und muss, so wird für Schopenhauer "eigentlich auch jedes Ding schön"
(vergl. „Die Welt als Wille und Vorstellung" I. S 41 a. Dadurch wird er
Konkret-Idealist; wenigstens sieht nun seine Idee derjenigen Fr. Vischeüs so ähnlich,
wie ein Ei dem anderen, denn ob die "eine" Idee gerade der Wille ist, darauf
kommt es ja nicht an. Und Vischer wird von v. Hartmann den Konkret-Idealisten
zugezählt. Da aber ferner Schopenhauer wohl fühlt, dass diese beiden Messungen
der Idee für das Bedürfnis der Ästhetik immer noch nicht ausreichen, so nimmt er
einen dritten Begriff: die „Objektivationsstufen des Willens" zum Gegenstande der
Kunstwerke. Eine solche Objektivationsstufe ist aber nichts anderes, als eine reale
Gattung, und damit die Idee diejenige, welche von uns die platonische genannt
wurde. Wenn ferner Schelling sagt, dass im Hellenentum die Götter mit den
ästhetischen Ideen zusammenfallen obgleich nicht vollständig so entspricht
diese Vorstellung offenbar unserer platonischen und v. Hartmann's konkreter Idee.
So redet er auch von "konkreter Schönheit". Wenn er dieser letzteren eine "Schön-
heit an sich selbst", die "Idee aller Ideen, welche Gott gleich ist", die „Eine Idee"
als die höhere gegenübersteht, so sind eben wieder zwei Formen der Idee gegeben,
und ich finde wenigstens keinen wesentlichen Unterschied gegen Vischer. Aber
v. Hartmann rechnet Schelling zu den Abstrakt-Idealisten.
Man sieht, diese Einteilung lässt sich nicht durchführen. NVenn nicht der ab-
strakte Idealismus, so ist doch der Hang zu demselben und eine entsprechende Ver-
wirrung der Begriffe ein gemeinsames Kennzeichen der nachkantischen philosophischen
Ästhetik. In der Bekämpfung des abstrakten Idealismus in der Ästhetik stellen wir
uns ganz auf 'clie Seite v. Hartmanns. Alles, was auf diesem Boden über Kunst
gesprochen wird, ist für deren Verständnis völlig unfruchtbar. Sehr fruchtbar ist
aber die metaphysische Spekulation überhaupt nicht für dasselbe. Deshalb hat
Gottfried Semper (vergl. dessen "Stil" I S. XIX) über die gesamte philosophische
Ästhetik den Tadel ausgesprochen: "Es ist dem Kunstphilosophen nur noch um die
Lösung seines Problemes zu thun, das mit dem des Künstlers nichts gemein hat,
"dem als Ausgangs- und Zielpunkt seiner Thätigkeit die Erscheinungswelt gilt"." Wir
dürfen hinzufügen: "auch mit dem Kunstverständnis nichts zu thun hat". Semper
sagt weiter: "dem Kunstphilosophen ist der Kunstgenuss Verstaudesübung, philo-
sophisches Ergötzen, bestehend aus dem Zurücktragen des Schönen aus der Er-
scheinungswelt in die Idee" und er kann sich dabei auf ein ausdrückliches
Zugeständnis des "Konkret-Idealisten" A. Zeising berufen. Er citiert ferner die
"Worte eines Dichters und Kunstkenners": „die spekulative Ästhetik, die vorzugs-
weise gepiiegt wird, ist für die Bildenden und Bauenden fast ebenso unfruchtbar, wie
für die Beschauenden schädlich". Schädlich für die Beschauenden nicht deshalb,