DIE
FORMELLE
SCHÖNHEIT
DER
ARCHITEKTURYVERKE.
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wurde, einen Einfluss aus_ auf das Gefühl der organischen Proportio-
nalität. Weitsäuligkeit ist ein Kriterium des Holzbaues, wie die
etruskische Tempelfassade, welche hölzerne Architrave hatte, darthut.
F ORMELLE SCHÖNHEIT DER ARCHITEKTURWERKE.
C. DIE
Die formelle Schönheit musste, ihrer allgemeinen Bedeutung ent-
sprechend, schon vor der Besprechung der nachahmenden Künste ab-
gehandelt werdenß) Dies geschah in der Weise, dass auch etwaige
besondere Eigentümlichkeiten der Architektur dort ihre Erledigung
gefunden haben. Es sei hier daran erinnert, dass damals noch einige
Erscheinungen untersucht wurden, welche dem Gebiet der formellen
Schönheit nicht zweifellos angehören, jedoch gerade für die Architektur
eine ästhetische Bedeutung haben, nämlich diejenige der Richtung und
diejenige der Symmetrie; denn jene hängt ab von Funktionen der
Glieder und diese ist in erster Linie Ausdrucksmittel der Einheit. In-
dessen hat nun einmal schon Semper die beiden Erscheinungen mit
der formellen Schönheit abgehandelt, und sie hängen auch mit der-
selben zusammen.
DIE
WAHRHEIT
IN
DER
ARCHITEKTUR.
Zur Beantwortung der Frage, inwieweit die Architektur wahr sein
solle, muss man von dem Grundsatz ausgehen, dass alles ästhetische
Anschauen sich nur richtet auf die Erscheinung. Desshalb hat im
Prinzipe das praktische Wesen der Artefakte nur den Zusammenhang
mit der ästhetischen Erscheinung, dass es die vorausgesetzte Vor-
stellung abgiebt, nach welcher wir diese beurteilen; d. h. auch bei den
Artefakten ist die praktische Bedeutung ästhetisch eine blosse Vor-
stellung, wie wir in der ersten Abhandlung dieses Buches dargelegt
haben. Nun sind aber die Werke der Architektur nirgends Nach-
ahmungen von Naturgebilden, sondern Verkörperungen menschlicher
1) Vergl-
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